Ein Callcenter, dessen Angestellte auch für Amazon telefonieren, will Angestellte vertraglich zu Überwachungskameras im Homeoffice verpflichten. 

Callcenter Agent mit Laptop und Headset
Antonio Guillem / Shutterstock.com

Das französische Unternehmen Teleperformance bietet telefonischen Kundenservice für große Unternehmen, darunter sind Amazon, Apple und Uber. Weltweit beschäftigt das Callcenter etwa 380.000 Personen – und steht nun wegen schlechter Arbeitsbedingungen in der Kritik. 

Einige Angestellte des Callcenters in Kolumbien, wo insgesamt etwa 10 Prozent der Belegschaft von Teleperformance arbeiten, sollen nun vertraglich der Videoüberwachung im Homeoffice zustimmen. Sie seien unter Druck gesetzt worden, ihrem Arbeitgeber das Anbringen von Überwachungskameras zu erlauben, der so ihre Arbeit kontrollieren könne. Ein ähnliches Vorgehen soll es Ende des Jahres 2020 auch in Albanien gegeben haben.

Angestellte haben Angst vor Jobverlust

Teleperformance zufolge gehe es dabei um die Zustimmung, dass u. a. die Einhaltung der Datenschutzgesetze sichergestellt werden könne. Des Weiteren entwickle man Tools, um die langfristige Arbeit im Homeoffice für Angestellte und Teleperformance-Kunden zu optimieren. 

„Ich finde es wirklich schlimm. Wir arbeiten nicht in einem Büro. Ich arbeite in meinem Schlafzimmer. Ich möchte keine Kamera in meinem Schlafzimmer haben“, zitiert Golem eine Callcenter-Agentin mit Verweis auf den US-Nachrichtendienst NBC News. Dennoch hätte sie aus Angst vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes die Bedingungen unterzeichnet, da sie dem Arbeitgeber zufolge sonst nicht mehr für Apple den Kundenservice übernehmen dürfe. Apple wiederum erklärte, dass Video- oder Fotoüberwachung durch Lieferanten verboten sei, Teleperformance hätte bestätigt, dass in Teams, die mit dem Tech-Konzern zusammenarbeiten, keine Videoüberwachung stattfände. 

Amazon hat Überwachung nicht eingefordert

Anders als Apple lässt Fahrdienstvermittler Uber jene Kundendienst-Mitarbeiterinen und -Mitarbeiter überwachen, da diese Zugriff auf sensible Daten hätten, etwa Kreditinformationen.

Amazon soll eine derartige zusätzliche Kontrolle nicht verlangt haben, heißt es von einer Konzernsprecherin: „Es ist nicht richtig zu sagen, dass wir diese Maßnahmen gefordert oder verlangt haben.“ Dennoch ist Mitarbeiterüberwachung bei Amazon durchaus Thema: Im Frühjahr kritisierte ein für den Online-Riesen tätiger Paketbote das Überwachungssystem der Firma Netradyne in seinem Lieferfahrzeug, das ihn u. a. vor Gefahren im Straßenverkehr warnen und die Zustellung dokumentieren solle. Die Maßnahme sei für ihn eine „Verletzung der Privatsphäre und ein Vertrauensbruch“. Auf die Kritik zum Datenschutz war Amazon damals nicht eingegangen.

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Geschrieben von Hanna Behn




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