Nachdem die desaströsen Arbeitsbedingungen der Lieferanten des Amazon Sub-Unternehmens Oberland Logistik GmbH durch das ZDF-Magazin „Frontal“ beleuchtet wurden, reichte Amazon nun Klage gegen den ehemaligen Geschäftsführer ein. 

Amazon Lieferdienst
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Die Paketfahrer des bayrischen Lieferdienstes Oberland Logistik GmbH mussten einiges ertragen und erhielten hierfür nach Abzügen kaum noch tragbare Gehälter – so das Ergebnis einer Recherche des ZDF-Magazins „Frontal“ über die u. a. Business Insider berichtet. Der Druck, der auf Amazon Sub-Unternehmern lastet, um den Ansprüchen des Online-Riesen gerecht zu werden, lande letztlich auf den Schultern der Fahrer. Im aktuellen Fall zieht Amazon Konsequenzen und hat Strafanzeige gegen den mittlerweile ehemaligen Lieferanten eingereicht.

Teilweise 270 Pakete am Tag

Im ZDF-Beitrag berichten einige der überwiegend osteuropäischen Fahrer der Oberland Logistik GmbH, wie die Zahl der täglich auszuliefernden Pakete stetig zunahm. „Am Anfang waren es 100 Stopps, dann 200, dann 270 Pakete in einer Schicht. Es gab Zeiten, in denen die Pakete nicht auf der Ladefläche, sondern auf dem Beifahrersitz gestapelt werden mussten, weil es im Laderaum keinen Platz mehr gab. Das war hart“, berichtet ein Fahrer.

Das wichtigste Arbeitsmittel der Fahrer, das Auto, sei dabei oft in einem katastrophalen Zustand gewesen. Neben kaputten Spiegeln und Windschutzschreiben sorgten insbesondere abgefahrene Reifenprofile im Winter für teils lebensgefährliche Arbeitsbedingungen. Schäden an den Autos oder Gebühren für Verkehrsdelikte wurden mit hohen Pauschalbeträgen vom Gehalt abgezogen.

Auch Unterkünfte vermittelte die Oberland Logistik GmbH an die ausländischen Mitarbeiter. Für diese zahlten sie pro Person 300 Euro im Monat – allerdings sei in den Wohnungen „überall  Dreck“ und die Dusche häufig kaputt gewesen, heißes Wasser konnte man lediglich erhalten, wenn man es auf dem einizigen Herd erhitze. Nach allen Abzügen blieben oft nur wenige Hundert Euro Gehalt übrig. Für Fahrer aus dem Ausland habe dies auch soziale Abgrenzung bedeutet, sie konnten weder Geld an die Familie in der Heimat senden noch diese besuchen. Manche Mitarbeiter hätten teilweise in ihrem Lieferwagen übernachtet, da sie sich die Unterkunft vom geringen Gehalt nicht mehr leisten konnten.

Amazon: Servicepartner haben vertragliche Verpflichtungen

Die Organisation „Faire Mobilität“ des Deutschen Gewerkschaftsbundes hilft bundesweit Fahrern von Amazon Sub-Unternehmern dabei, ihre Rechte zu vertreten. Laut Koordinatorin Tina Morgenroth versuche Amazon, nicht nur die Arbeit, sondern auch die Verantwortung über die Arbeitsbedingungen abzugeben.

Auf Anfrage des ZDF habe Amazon erklärt: „Unsere Lieferservicepartner verpflichten sich vertraglich, die geltenden Gesetze insbesondere in Hinblick auf Löhne, Sozialabgaben und Arbeitszeiten einzuhalten.“ Damit liegen Verantwortung und Haftung bei den Sub-Unternehmen. Amazon verklagt den Lieferdienst nun wegen Vertragsbruchs.

Geschrieben von Ricarda Eichler




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