Amazon-Lieferanten in den USA klagen über Lohneinbußen wegen der neuen Kameras im Fahrzeug, die falsche Meldungen machen.

Fahrer in Kabine
stefanolunardi / Shutterstock.com

Das von Amazon eingeführte Kamerasystem von Netradyne soll den Lieferanten in den USA eigentlich mittels künstlicher Intelligenz helfen, die eigene Sicherheit zu überwachen und in potenziell gefährlichen Situationen im Verkehr Alarm schlagen. Doch jetzt kritisieren Amazon-Fahrer, dass das System nicht richtig läuft und sie wegen vermeintlicher Fehler auf Geld verzichten müssen, wie vice berichtet. Das Portal hat dafür mit verschiedenen Fahrern und einem Lieferunternehmer gesprochen.

Das sind die Probleme bei Amazons Kamera-System

Amazon hat in den USA bereits mehr als die Hälfte seiner eigenen Lieferflotte mit dieser Technologie ausgestattet. Die Kameras zeichnen das Verhalten des Fahrers auf und geben live Sicherheitshinweise an die Fahrer. Das Filmmaterial wird hochgeladen, anhand seiner Performance erhält der Fahrer am Ende der Woche Punkte für sicheres Fahren – für die er zusätzliche Prämien und Sonderzahlungen bekommen kann. Doch das System scheint zu versagen: Die Fahrer werden etwa auch sanktioniert, wenn sie in den Seitenspiegel schauen, das Radio einstellen, sie vor einem Stoppschild an einer unübersichtlichen Kreuzung anhalten oder im dichten Verkehr von einem anderen Auto geschnitten werden.

Ein Lieferfahrer berichtet: „Jedes Mal, wenn ich rechts abbiegen muss, passiert es unweigerlich. Ein Auto schneidet mir den Weg ab, um auf meine Spur zu kommen, und die Kamera schreit mich mit dieser wirklich dystopischen, dunklen Roboterstimme an. Es ist beunruhigend, obwohl ich nichts getan habe.“

Amazons Überwachungskameras: „Ein einziger Albtraum“

„Die Netradyne-Kameras, die Amazon in unseren Lieferwagen installiert hat, sind ein einziger Albtraum“, berichtet ein ehemaliger Fahrer. „Sie beobachten jede unserer Bewegungen. Wenn ich in den Spiegel schaue, um mich zu vergewissern, dass ich die Spur wechseln kann, werde ich wegen Ablenkung verwarnt, weil ich mit dem Gesicht in den Spiegel schaue. Ich persönlich habe mich nicht sicherer gefühlt, wenn eine Kamera jede meiner Bewegungen überwacht.“ Oft gebe es auch Probleme mit Stoppschildern, die von den Kameras aber nicht als solche erkannt werden.

Ein Fahrer, der versucht hat, seine Ergebnisse anzufechten, bekam keine Antwort von Amazon. Manche Fahrer sehen die Kameras sogar als geplante Maßnahme von Amazon, um so weitere Kosten zu sparen. Fahrer erzählen, dass sie die Kameras nun teilweise abdecken.

Amazon erklärte, dass seit der Einführung des Systems unter anderem die Unfälle um 48 Prozent und die Verstöße gegen Stoppschilder und Verkehrssignale um 77 Prozent gesunken seien. 

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Geschrieben von Markus Gärtner




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