Amazon muss offenbaren, wie es die Leistung seiner Logistik-Arbeiter genau bewertet, so ein neues Gesetz in Kalifornien.

Mitarbeiter im Amazon-Lager
© Amazon

Damit die bestellte Ware schnell beim Kunden ist, müssen auch Amazons Logistik-Mitarbeiter schnell sein – und der Arbeitgeber hat ihre Leistung meist genau im Blick. Nicht nur die Vorgesetzten, sondern etwa auch der Scanner, mit dem die Angestellten arbeiten, überwacht und misst ihre Aktivität im Detail und erfasst unter anderem die sogenannte Time-off-task – die Zeit, in der sie nicht arbeiten.

Kaliforniens Transparenz-Gesetz: Amazon muss die Hosen runterlassen

Jetzt nimmt der US-Bundesstaat Kalifornien diese Maßnahmen ins Visier: Laut einem neuen Gesetz müssen Unternehmen solche Methoden und deren Folgen nun genau offenbaren, wie The Verge berichtet. Im Wortlaut des Gesetzes heißt es, dass die Unternehmen „die quantifizierte Anzahl der innerhalb eines bestimmten Zeitraums auszuführenden Aufgaben oder der zu produzierenden oder zu bearbeitenden Materialien sowie alle potenziellen nachteiligen Beschäftigungsmaßnahmen, die sich aus der Nichterfüllung der Quote ergeben könnten, detailliert angeben“.

Amazon wird dabei nicht namentlich genannt, dürfte aber explizit gemeint sein. Das Gesetz betrifft nur Unternehmen mit mehr als 1.000 Lager-Mitarbeitern und tritt ab 1. Januar 2022 in Kraft. „Das Gesetz ist der erste Versuch, Transparenz und Schutz vor unsicheren, algorithmisch erzwungenen Quotensystemen zu schaffen, die von Unternehmen genutzt werden, um die Körper von Lagerarbeitern bis zur Belastungsgrenze zu beanspruchen“, sagte die kalifornische Abgeordnete Lorena Gonzalez.

Amazon gerät immer wieder wegen der Arbeitsbedingungen und den straffen Leistungsvorgaben in die Kritik: So beschwerten sich immer wieder Mitarbeiter, dass aufgrund der langen Wege in den Logistikzentren etwa Toilettenpausen viel zu kurz seien. Eine Studie des Open Markets Institute deckte die umfassende Überwachungskultur auf und kritisierte „Kontrolle, Erniedrigung und unablässige Angst“ der Amazon-Mitarbeiter. Eine andere Studie zeigte eine aufgrund der Anforderungen erhöhte Zahl von Arbeitsunfällen bei Amazon.

Zu langsam? Amazon-Arbeiter können gegen Kündigung klagen

Durch das Gesetz ist es für Mitarbeiter nun einfacher, gegen möglicherweise ungerechtfertigte Bewertungen oder gar derartiger Kündigungen, wie sie immer wieder vorkommen, zu klagen. Mitarbeiter dürfen demnach ihre erfassten Daten für 90 Tage einsehen. Amazon hat sich zu dem neuen Gesetz auf Anfrage noch nicht geäußert.

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Geschrieben von Markus Gärtner