Die vermeintlich schlechten Arbeitsbedingungen bei Amazon werden erneut diskutiert: dieses Mal vor einem US-amerikanischen Gericht.

Lieferant in einem Amazon-Lieferfahrzeug
NYCStock / Shutterstock.com

Drei Mitarbeitende, die für Amazon Pakete ausliefern, haben am vergangenen Montag eine Sammelklage gegen den Online-Riesen eingereicht. Das Gericht in Denver, im US-amerikanischen Bundesstaat Colorado, muss sich nun mit den Vorwürfen „unmenschlicher“ Arbeitsbedingungen auseinandersetzen.

Bericht: In Flaschen uriniert, in Beutel defäkiert

Konkret beschuldigen die beiden Männer und eine Frau den Konzern, ihnen während der Arbeit notwendige Toilettenpausen untersagt zu haben. Demzufolge seien sie gezwungen gewesen, „in Flaschen zu urinieren und in Beuteln in den Lieferwagen zu defäkieren“, heißt es beim Wirtschaftsmagazin Forbes mit Blick auf die Klageschrift. Amazon habe demnach die Gefahr ernsthafter gesundheitlicher Folgen für die Mitarbeitenden in Kauf genommen.

Wie bereits in der Vergangenheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern immer wieder angeprangert wurde, stellen die drei klagenden Personen auch in diesem Fall die hohen Arbeitsquoten sowie die umfassende Überwachung der Belegschaft in den Mittelpunkt der Kritik. 

Diese Faktoren habe es ihnen „fast unmöglich“ gemacht, von den vorgegebenen Lieferrouten abzuweichen, um bei Bedarf eine Toilette aufzusuchen, wird weiter berichtet.

Urinflaschen sollen sich in Mülleimern von Amazon stapelt

Dass diese Praxis unter den Angestellten gängig sei, würden überdies auch die Mülleimer zeigen, die sich in den Fulfillment-Zentren von Amazon befinden. Da die Logistikstandorte Start- und Endpunkte der Lieferrouten darstellen, seien die dort aufgestellten Mülleimer „häufig überfüllt“ – und zwar mit eben jenen Urinflaschen, die die Mitarbeiter am Ende ihrer Lieferfahrt entsorgen.

 

Rechtlich beanstandet wird unter anderem, dass die Bedingungen, unter denen die Lieferfahrerinnen und -fahrer arbeiten mussten, gegen Lohngesetze im Bundesstaat Colorado verstoßen, da die Betroffenen ihre Pausen aufgrund der Arbeitslast nicht einhalten konnten. Hinzu kommen dem Bericht zufolge Verstöße gegen Anti-Diskriminierungsgesetze, da die Arbeitsumstände für Frauen noch einmal größere Belastungen mit sich bringe: Aufgrund ihrer Anatomie sei es für sie etwa deutlich schwieriger oder unmöglich, in Flaschen zu urinieren.

Amazon hatte Toiletten-Probleme bereits bestätigt

Zwar hatte Amazon im Zuge von Kritik an den Arbeitsbedingungen in der Vergangenheit schon zugegeben, dass Lieferanten teils gezwungen waren, in Flaschen zu urinieren, allerdings ließ der Konzern solche Vorgänge eher als Einzelfälle erscheinen. 

„Wir wissen, dass Fahrer aufgrund des Verkehrs oder manchmal auch auf ländlichen Strecken Schwierigkeiten haben können und haben, eine Toilette zu finden, und dies war besonders während der Covidpandemie der Fall, als viele öffentliche Toiletten geschlossen waren“, zitiert Forbes ein altes Statement. Auch interne Dokumente sollen belegen, dass der Geschäftsführung die Praxis bekannt ist.

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Geschrieben von Tina Plewinski




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