US-amerikanische Kartellwächter zeigen sich aktuell wenig zufrieden mit Amazon. Der Konzern soll wichtige Chatverläufe verschleiert haben.

Amazon-Gründer Jeff Bezos
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Aktuell wird untersucht, ob Amazon unzulässige Geschäftspraktiken einsetzt – etwa indem Algorithmen eigene Angebote des Konzerns bevorzugt haben. Das entsprechende Verfahren der US-amerikanischen Kartellbehörde FTC (Federal Trade Commission) ist im Herbst letzten Jahres gestartet, die Untersuchungen laufen. Dabei verschaffen sich die Kartellwächter tiefgreifende Einblicke in interne Prozesse und Entscheidungswege des Konzerns. Dazu zählen neben Dokumenten beispielsweise auch E-Mails und Chatprotokolle. Doch genau hier gibt es derzeit Konflikte.

Die FTC wirft Amazon vor, im Zuge der Untersuchung wichtige Details und Chat-Verläufe vorenthalten zu haben. Amazon-Gründer Jeff Bezos sowie oberste Führungspersönlichkeiten des Konzerns sollen für ihre Kommunikation den Ende-zu-Ende-verschlüsselten Messengerdienst Signal verwendet und darüber hinaus die automatische Löschung ihrer Nachrichten aktiviert haben. Für die FTC sind die Chatverläufe demnach unwiederbringlich gelöscht. Nach Einschätzung der Behörde könne dies als Beweismittelvernichtung gewertet werden.

Amazon wusste von Untersuchung und soll Chats dennoch weiter gelöscht haben

Selbst als Amazon im Sommer 2019 vom Verfahren erfuhr und dementsprechend auch über Pflichten rund um die Offenlegung von Daten und Informationen wusste, sei die Verwendung des Messengers und die Löschung der Chats nicht abgestellt worden. Für die FTC wären die Chats von erheblicher Bedeutung gewesen. 

„Aus nicht gelöschten Nachrichten geht hervor, dass Amazon-Führungskräfte Signal genutzt haben, um wettbewerbsrelevante Geschäftsfragen zu besprechen“, wird die Behörde vom Spiegel zitiert. Nun soll herausgefunden werden, wie die betroffenen Manager die Anweisung erhielten, die automatische Löschung der Chatnachrichten zu aktivieren.

Amazon bestreitet Vorwürfe

Amazon selbst weist die Vorwürfe zurück: Gegenüber der Washington Post ließ der Konzern verlauten, dass die Kartellbehörde FTC „ein vollständiges Bild von Amazons Entscheidungsfindung in diesem Fall“ habe. Eine riesige Menge an Informationen von mehr als 100 Terabyte seien im Rahmen der Untersuchung bereits zur Verfügung gestellt worden, inklusive 1,7 Millionen Dokumente, die aus Laptops, E-Mails oder internen Messaging-Diensten stammen.

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Geschrieben von Tina Plewinski




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