Amazon startet sein Programm „Sold by Amazon“, bei dem es den Endpreis von Artikeln seiner FBA-Händler selbst festlegt – und dabei sogar mögliche Verluste in Kauf nimmt.

Hände und grafische Kurve
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Der Preis ist für viele Online-Käufer einer der wichtigsten Entscheidungsfaktoren und liegt daher auch im Fokus von Amazon und allen Online-Händlern. Das Unternehmen will auf seinem Marktplatz stets den günstigsten Preis bieten und startet jetzt in den USA ein neues Programm, um auch die Preise seiner Drittanbieter so niedrig wie möglich zu halten und damit Kunden zu binden, wie cnbc.com berichtet. 

So funktioniert „Sold by Amazon“

An dem Programm „Sold by Amazon“ (SBA) können nur Händler teilnehmen, die „Fulfillment by Amazon“ (FBA) nutzen und eigene Marken verkaufen. Im Vertrag mit Amazon geben sie dem Marktplatz die volle Kontrolle über den jeweiligen Produktpreis – Amazon kann den Preis also so weit senken, wie es will. Der Händler kann allerdings eine Untergrenze für den Bruttoerlös bestimmen. Dieser Mindestwert soll die Marktplatz-Verkäufer vor möglichen Verlusten schützen, denn Amazon zahlt die Differenz aus, wenn das Produkt unter diesem Wert verkauft wird und übernimmt auch eine mögliche Retoure. Entsprechend erhält der FBA-Händler auch eine höhere Auszahlung, wenn der Artikel zu einem teureren Preis im Warenkorb landet.

Das Ziel von „Sold by Amazon“: Zeit sparen und Umsätze steigern, erklärte ein Amazon-Sprecher. Außerdem sollen die Händler Vertrauen in das neue Preis-Modell schöpfen: „Um die Sicherheit zu gewährleisten, wird Amazon für jedes SBA-Produkt einen Mindestbetrag für den Bruttoerlös bereitstellen, um Ihre Margen zu schützen“, heißt es von Amazon. Das Programm kostet die teilnehmenden Händler keine zusätzlichen Gebühren.

Noch sind jedoch einige Fragen offen – etwa, welche Produkte für SBA in Frage kommen und vor allem, wie der Mindestbetrag zwischen den Händlern und Amazon letztendlich exakt festgelegt wird. Immerhin birgt die neue Macht über den Preis auch für Amazon etwas Risiko – die neue Methode zur Kundenbindung könnte unter Umständen teuer zu stehen kommen.

Werden Online-Händler Amazons neues Preis-Modell annehmen?

Experten sind gespalten über den möglichen Erfolg von „Sold by Amazon“. „Dies könnte für einige Verkäufer attraktiv sein, die versuchen, die Margen zu halten und gleichzeitig so viele Verkäufe wie möglich über den niedrigsten Preis von Amazon zu erzielen“, sagt Garrett Bluhm von der Beratungsfirma Pattern. „Aber ich würde vermuten, dass die Akzeptanzrate am Anfang niedrig ist.“ Denn viele Online-Händler würden die Preiskontrolle über alle Kanäle hinweg lieber in ihren Händen behalten. 

Amazon fiel im Kampf um den Tiefstpreis jüngst auch an anderer Stelle auf: Das Unternehmen fordert Händler in den USA auf, ihre Artikel auf dem Amazon-Marktplatz günstiger anzubieten als bei der Konkurrenz von Walmart oder Ebay. 

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Geschrieben von Markus Gärtner




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