Amazon platziert mehr Anzeigenformate wie Sponsored Products auf seinem US-amerikanischen Marktplatz und verdrängt so die individuellen Produktvorschläge für Kunden.

Amazon Werbung Anzeigen
Sam Kresslein / shutterstock.com

Der Kampf um die Aufmerksamkeit des Kunden wird für Online-Händler teurer: Auf amazon.com finden sich immer mehr Anzeigen wie die Sponsored Products statt individueller Produktvorschläge. Das hat Marketplace analysiert, allerdings ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Amazon bietet mehr Werbung statt Produktvorschläge

Demnach sehen Nutzer von amazon.com immer häufiger gekaufte Anzeigen statt der Rubriken „Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, haben auch gekauft“ und „Kunden, die diesen Artikel angesehen haben, haben auch angesehen“. „Da Amazon seine Werbetechnologie verbessert und sich die Gesamtwerbeausgaben erhöhen, platzieren Marken ihre Produkte jetzt dort, wo Kunden zuvor nach empfohlenen Produkten gesucht haben“, erklärt Joe Kaziukenas im Unternehmensblog.

Amazon hat seine Werbemöglichkeiten und zum Beispiel auch die Targeting-Optionen der Kampagnen für gesponserte Produkte immer weiter ausgebaut. So seien in den vergangenen Monaten die Sponsored-Products-Formate auch auf immer mehr Produktdetailseiten aufgetaucht. Dabei würden diese Anzeigen auf den Produktdetailseiten im Vergleich zu anderen Platzierungsarten die niedrigste Klickrate aufweisen. Insgesamt würde die Gesamtzahl der dortigen Klicks auf Sponsored Products jedoch steigen – allein aufgrund der Position und Masse.  

Amazon scheint aber auf der Produktdetailseite aktuell mit mehreren Elementen zu experimentieren, etwa auch mit Empfehlungen zu anderen Amazon-Choice-Produkten, hat Trutz Fries von der Amazon-Agentur Revoic beobachtet. „Amazon wird letztlich pro Kategorie oder vielleicht sogar pro Produkt herausfinden, welche Elemente den meisten Umsatz generieren und diese dann einblenden“, so der Amazon-Experte.

Amazon macht im Werbegeschäft Druck auf Google und Facebook 

Amazon forciert sein Werbegeschäft und will als Anbieter weiter zu Google und Facebook aufschließen, die derzeit noch vor dem E-Commerce-Riesen liegen. In den vergangenen zwölf Monaten habe Amazon auch seine eigenen Werbeausgaben in den USA um 33 Prozent auf 10 Milliarden US-Dollar erhöht. Manche Experten sehen Amazon mittlerweile als größten Werbetreibenden der Welt. Der E-Commerce-Titan sei für fast zwei Prozent der weltweiten Werbeausgaben verantwortlich. 

Für Dritthändler bedeutet das, dass sie noch mehr in Werbung auf Amazon investieren müssen, um überhaupt gesehen zu werden. Online-Shopper hingegen bekommen mehr Anzeigen statt mehr oder weniger individuell generierter Kaufvorschläge zu sehen. Joe Kaziukenas Einschätzung: „Das ist eine Abkehr von dem, was Amazon ausmachte, und es ist noch nicht klar, wie zukünftige Käufer Amazon betrachten werden, wenn es den Fokus von der besten Empfehlung zur Jagd nach Werbegewinnen verlagert. Besonders auf dem Handy ist das Surfen von Produkt zu Produkt jetzt eine Reise, die von der Werbeanzeige angeführt wird.“

Trotz der zunehmende Anzeigen-Offensive werden aber auch Rubriken wie die Produktvorschläge bestehen bleiben, glaubt Trutz Fries. „Dass alle Elemente irgendwann nur noch aus Werbung bestehen, kann ich mir Stand heute nicht vorstellen, auch wenn das Advertising-Team das Angebot verfügbarer Werbeplätze sicher gern ausweiten möchte. Würden die unbezahlten Empfehlungen dadurch verdrängt, wäre das nicht im Interesse des Kunden, der ja bekanntlich bei Amazon höchste Priorität hat.“

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Geschrieben von Markus Gärtner




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