Viele Menschen haben noch Bedenken, wenn es um die Anschaffung von smarten Assistenten wie dem Amazon Echo geht. Ein aktueller Fall aus den USA dürfte die Sorgen weiter schüren: Dort hat ein Echo offenbar ein privates Gespräch einer Familie aufgezeichnet und an einen Bekannten verschickt.

Amazon-Echo in Nahaufnahme
© pianodiaphragm / Shutterstock.com

Es sei ein „extrem seltener Fall“, wie Amazon es nennt: Eine Familie aus der US-Stadt Portland berichtet laut TechCrunch davon, dass ihr Echo ein privates Gespräch aufgezeichnet und an eine zufällige Person aus der Kontaktliste geschickt habe, ohne sie darauf aufmerksam zu machen. Die betroffene Frau habe demnach einen Anruf von einem Arbeitskollegen ihres Mannes erhalten, der sie dazu aufforderte „sofort alle deine Alexa-Geräte“ vom Strom zu nehmen. Sie sei vermutlich gehackt worden, warnte der Bekannte – er hatte Aufzeichnungen erhalten, in denen das Ehepaar sich über Hartholzfußböden unterhalten habe.

Die Frau konnte das bestätigen und wandte sich an Amazon. „Wir haben untersucht, was geschehen ist und werten es als extrem seltenen Fall“, erklärte das Unternehmen, nachdem die Logs überprüft wurden. „Wir leiten Maßnahen ein, um derartige Fälle in Zukunft zu vermeiden.“

„Ich werde Alexa nie wieder benutzen“

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, setzte das Ehepaar Alexa ein, um die Heizung, die Lampen und die Sicherheitssysteme des Hauses zu steuern. Sie hätten in jedem Zimmer einen Echo stehen gehabt. „Das fühlte sich an wie ein totaler Angriff auf die Privatsphäre“, erklärte die Frau dem Lokalsender KIRO 7. „Ich werde Alexa nie wieder benutzen, weil ich dem Gerät nicht vertrauen kann.“

Alexa scheint etwas falsch verstanden und das Gespräch – wie vermeintlich verlangt – als Notiz oder Nachricht aufgezeichnet zu haben. Anschließend habe das Gerät offenbar wieder etwas falsch verstanden und die Aufzeichnung verschickt. Dabei habe Alexa nicht einmal eine Rückmeldung gegeben. Es sei aber auch möglich, dass die Rückmeldung über ein Echo-Gerät in einem anderen Raum ausgespielt wurde.

Amazon gelobt Besserung

„Echo ist aktiv geworden, als ein Wort, das wie ‚Alexa‘ klang, im Hintergrundgespräch fiel“, erklärte Amazon gegenüber TechCrunch. „Die nachfolgende Unterhaltung wurde als ein ‚Nachricht senden‘-Befehl verstanden. Zu diesem Zeitpunkt sagte Alexa laut ‚An wen?‘ und die Hintergrundunterhaltung wurde als Name in der Kontaktliste des Kunden interpretiert. Alexa fragte dann laut ‚[Kontaktname], richtig?‘ und erkannte die Hintergrundunterhaltung als ‚richtig‘. So unwahrscheinlich, wie diese Verkettung von Ereignissen ist, überprüfen wir Maßnahmen, um solche Fälle noch unwahrscheinlicher zu machen.“

Für manche Menschen, die sich um die Tatsache sorgen, dass Echo-Geräte ständig Gespräche aufzeichnen, dürfte dieser Fall aber ein weiteres Paradebeispiel für die Richtigkeit ihrer Bedenken sein. Echo-Geräte müssen alle Gespräche aufzeichnen, um auf den Sprachbefehl „Alexa“ reagieren zu können. Seit Einführung des smarten Assistenten stehen Bedenken im Raum, was mit den aufgezeichneten Gesprächen passiert und ob Alexa nicht für Lauschangriffe ausgenutzt werden könne.

 

Geschrieben von Michael Pohlgeers
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