Eines der stärksten Zugpferde im Hause Amazon ist nicht etwa die Sparte der hauseigenen Geräte oder der Online-Verkauf auf dem Marktplatz. Es ist der Cloud-Service, den Amazon seit einigen Jahren anbietet. Hier gehen die Zahlen steil nach oben. Auch die neuesten Ankündigungen zeigen, dass Amazon es mit AWS mehr als ernst meint.

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Allein in den vergangenen drei Tagen hat Amazon neun Pressemitteilungen über Neuerungen und Entwicklungen in der hauseigenen Cloud-Sparte veröffentlicht. In Kombination mit den unglaublichen Erfolgen, die das Unternehmen seit 2014 hier erreichen konnte, zeigt dies, welche Bedeutung den Amazon Web Services zugeschrieben wird.

 

Amazon: Umsätze aus dem AWS-Sektor
Amazon Umsätze AWS © Statista

Innerhalb weniger Jahre konnte Amazon zahlreiche namhafte Unternehmen und sogar staatliche Behörden als Cloud-Kunden gewinnen – als neueste Kunden hat Amazon beispielsweise den US-Finanzdienstleister Capital One, die traditionsreiche Reederei Matson oder das Softwareunternehmen Workday präsentiert. Und wie es aussieht, sind die Pläne grundsätzlich noch sehr hoch angesetzt.

Daten von A nach B – mit dem Schneemobil

Eines der neu angekündigten Projekte von AWS nennt sich „Snowmobile“, also zu Deutsch Schneemobil. Dabei geht es um den Export riesiger Datenmengen in die AWS-Cloud. Da sich der Transport dieser Daten über das Internet nur schwerlich bewerkstelligen lässt, setzt Amazon dabei nicht auf die digitale, sondern die analoge Welt. Laut t3n sollen sie nämlich mit einem eigens dafür konzipierten Fahrzeug, dem sogenannten „Snowmobile“, von A nach B gefahren werden: „Der Truck ist knapp 14 Meter lang, drei Meter hoch und 2,5 Meter breit und hat laut dem Konzern Platz für bis zu 100 Petabytes an Daten“, schreibt das Blatt. Die betroffenen Daten werden direkt beim Kunden „abgeholt“ und über eine Netzwerkverbindung in den Speicher im Truck geladen – die Geschwindigkeit soll ein Terabyte pro Sekunde betragen.

Um die Daten während des Transports bestmöglich zu schützen, sei der LKW nicht nur klimatisiert und wasserfest, sondern besitzt auch Sicherheitsmechanismen wie Verschlüsselung und Videoüberwachung. Darüber hinaus sei ein Sicherheitsdienst während des Transports dabei. „Der Cloud-Dienstleister betont, dass der Transfer von solch großen Mengen in die Cloud Jahre dauern könnte, mit dem Snowmobile sei die Sache in einigen Wochen erledigt“, so t3n weiter. Über die Kosten ist bislang nichts bekannt, doch zumindest der Service ist überall dort verfügbar, wo der AWS-Dienst angeboten wird.

Polly, Lex und Rekognition: Neue Dienste auf Basis künstlicher Intelligenz

Neben der Bereitstellung schnellerer Hardware dringt Amazon auch immer tiefer in die Welt der künstlichen Intelligenz vor: So hat der Konzern jüngst drei neue Dienstleistungen angekündigt, die alle auf maschinellem Lernen beruhen und in der Lage sind, sich stetig weiterzuentwickeln und ihre Leistung immer weiter hochzuschrauben: Amazon Lex, Amazon Polly und Amazon Rekognition. Diese neuen Dienste sollen es Entwicklern ermöglichen, sich auf den Aufbau „einer völlig neuen Generation von Anwendungen zu konzentrieren, die sehen, hören, sprechen, verstehen und mit der Welt um sie herum interagieren können“, schreibt Amazon in seiner Pressemitteilung.

Bei Lex handelt es sich um einen Sprach-Analyse-Dienst, der auf der gleichen Spracherkennungstechnologie fußt wie Alexa. Auf Basis von Lex soll es Entwicklern ermöglicht werden, intelligente Sprachassistenten zu bauen und diese zu testen. Polly hingegen ist eine intelligente Text-to-Speech-Anwendung – mithilfe dieses Programms soll es also möglich sein, Text in Sprache bzw. Stimme umzuwandeln und dabei Sprachfunktionen in bereits bestehende Anwendungen zu integrieren. Der Blick könnte sich hierbei zum Beispiel auf Newsreader oder E-Learning-Plattformen richten. Zum Dritten sollen mithilfe der intelligenten Bildanalyse-Anwendung Rekognition neue Anwendungen entwickelt werden, die Bilder analysieren und dabei zum Beispiel Gesichter, Objekte und Szenen erkennen können.

Amazon startet Athena und stellt IoT-Service Greengrass vor

Eine weitere AWS-Neuerung ist der Start von Athena. Dabei handelt es sich um einen serverlosen Abfrage-Service, durch den Kunden die Möglichkeit erhalten, gespeicherte – auch komplexe – Daten in S3 zu analysieren und zwar mithilfe von Standard SQL. Die entsprechenden Ergebnisse sollen innerhalb von Sekunden verfügbar sein. Der Dienst reiht sich in ein umfassendes Angebot von Daten- und Analysediensten ein, die Amazon in den vergangenen Jahren herausgebracht hat. Bezahlen müssen Nutzer im Übrigen nur jene Analysen, die auch tatsächlich durchgeführt wurden.

Auch im IoT-Bereich (also beim sogenannten Internet der Dinge) gibt es Neues zu berichten. Das wundert auch kaum, schließlich arbeiten zahlreiche Hightech- und Elektronik-Unternehmen daran, Gerätschaften immer digitaler und intelligenter zu machen. In diesem Sinne hat Amazon die Einführung von AWS Greengrass angekündigt. Greengrass ist ein neuer Service, der in Geräte eingebaut werden soll, um sie noch besser und intelligenter zu machen und ihre Rechenleistung zu steigern. Denn für gewöhnlich greifen smarte Geräte in Bezug auf die Leistung und Speicher stark eingeschränkt. Wenn die entsprechenden IoT-Anwendungen jedoch über die AWS-Cloud laufen, wird dies die Fähigkeiten der smarten Gerätschhaften enorm pushen können. Auf Basis von Greengrass sollen Entwickler also künftig das Potenzial des Internets der Dinge noch besser nutzen können.

Es zeigt sich: Ob nun Datenspeicherung, Datentransfer und -export, Datenanalyse, Hardware-Aufrüstung, Internet der Dinge, Sprach-, Schrift- und Bilderkennung – Amazon ist innerhalb kürzester Zeit unglaublich tief in die Welt der Nullen und Einsen eingetaucht. An der Cloud wird künftig kaum ein großes Unternehmen vorbeikommen und entsprechende Services werden nicht selten über den Erfolg oder Misserfolg im Konkurrenzkampf am Markt entscheiden. Amazon hat das Potenzial der Cloud frühzeitig erkannt und expandiert in ihr – wie die vielen Neuerungen zeigen – in alle Richtungen. Wie schon so oft hat Amazon hier bereits den richtigen Riecher bewiesen und wird auch in Zukunft voraussichtlich noch in gigantischem Maße von diesem Riecher profitieren.

/ Geschrieben von Tina Plewinski




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