Amazon-Mitarbeiter im Lager in Staten Island, New York haben abgestimmt: Der Standort wird der erste mit einer gewerkschaftlichen Vertretung.

Amazon-Arbeiter
Luigi Morris / Shutterstock.com

Stets betont Amazon, wie wichtig ihm seine Mitarbeiter sind und wie gut sie es eigentlich haben – eine Gewerkschaft, die sich für noch bessere Bedingungen einsetzt, wäre somit eigentlich unnötig, so der Tenor des Online-Riesen. Jetzt kommt es aber doch dazu: Zum ersten Mal haben sich Amazon-Mitarbeiter in den USA in einer Abstimmung mehrheitlich pro gewerkschaftliche Vertretung ausgesprochen, wie der Guardian berichtet.

Historischer Sieg bei Amazon-Abstimmung zu Gewerkschaft

In der Wahl des Logistik-Standortes JFK8 in Staten Island, New York, votierten 2.654 Mitarbeiter dafür, 2.131 dagegen. Die Wahlbeteiligung lag aber bei unter 60 Prozent. Gewerkschaftsführer und Experten werten das als historischen Sieg. „Ich glaube nicht, dass viele Leute dachten, dass die Amazon-Gewerkschaft überhaupt eine große Chance auf einen Sieg hätte“, erklärt John Logan von der San Francisco State University. „Und ich denke, wir werden in Zukunft wahrscheinlich mehr davon sehen.“ Das Besondere dabei: Die Initiative in Staten Island wurde durch keine etablierte US-Gewerkschaft gestützt, sondern durch die erst in der Gründung befindliche Amazon Labor Union und durch Chris Smalls, einen Ex-Angestellten, der sich mehrfach für Arbeiter-Rechte und gegen Amazon stark gemacht hat. 

Zu der Wahl in Staten Island erklärte ein Amazon-Sprecher: „Als Unternehmen glauben wir nicht, dass Gewerkschaften die beste Antwort für unsere Mitarbeiter sind. Unser Fokus liegt weiterhin auf der direkten Zusammenarbeit mit unserem Team, um Amazon weiterhin zu einem großartigen Arbeitsplatz zu machen.“

Abstimmung in Bessemer erneut gegen Gewerkschaft

Der Sieg in Staten Island wiegt umso schwerer, da erst im vergangenen Jahr eine ähnliche Abstimmung in Bessemer, Alabama zugunsten Amazons ausfiel. Die Wahl wurde wegen der Einflussnahme Amazons allerdings erfolgreich angefochten und gerade erst wiederholt – erneut stimmten die Arbeiter aber gegen eine Gewerkschaftsgründung. Doch die Gewerkschaft Retail, Wholesale and Department Store Union will die Abstimmung erneut nicht anerkennen und wirft Amazon abermals unberechtigte Methoden vor. Amazon hatte in der Vergangenheit immer wieder versucht, mit verschiedenen Methoden gegen gewerkschaftliche Aktivitäten vorzugehen und dafür auch große Summen investiert. 

Das sagt Verdi zum Wahlausgang in den USA

Auch die deutsche Gewerkschaft Verdi freut sich über den Erfolg. „Wir begrüßen natürlich den Wahlerfolg am Standort Staten Island New York und beglückwünschen die Kolleginnen und Kollegen. Umso bedauerlicher finden wir den wohl knappen Wahlausgang am Standort Bessemer, die Kolleginnen und Kollegen hätten eine Gewerkschaft in ihrem Betrieb wirklich dringend benötigt. Wir versichern allen Kolleginnen und Kollegen bei Amazon unsere Solidarität und werden sie mit allen unseren Möglichkeiten in ihren Kämpfen für gute Arbeitsbedingungen unterstützen“, sagte Monika Di Silvestre von Verdi.

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Geschrieben von Markus Gärtner




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