Amazon will mit allen Mitteln die Gründung der ersten Gewerkschaft verhindern – und bringt dazu auch kuriose Vorwürfe vor.

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Mit der jüngsten Abstimmung im Logistikzentrum in Staten Island, New York sollte es eigentlich zur ersten Amazon-Gewerkschaft in den USA kommen. Doch der Online-Riese will das verhindern und das Ergebnis anfechten. Dabei wirft Amazon der Amazon Labour Union (ALU) auch unschöne Methoden vor, wie Reuters berichtet.

Amazon-Gewerkschaft soll Einwanderern gedroht haben

Die Gewerkschaft soll demnach Mitarbeiter bei der Abstimmung in der Warteschlange bedrängt und somit lange Wartezeiten verursacht haben, die die Wahlbeteiligung gedrückt hätten. Dabei sollen die Gewerkschafter vermeintliche Einwanderer sogar bedroht haben, dass diese „ihre Sozialleistungen verlieren würden, wenn sie nicht für die Gewerkschaft stimmten“, heißt es. Eric Milner, Anwalt der ALU, wies die Vorwürfe von Amazon als „absurd“ zurück. Amazon wolle so nur den Start der Gewerkschaft verzögern, heißt es.

Amazon hat jetzt noch bis zum 22. April Zeit, um der zuständigen Arbeitsbehörde US National Labour Relations Board Beweise vorzulegen und gegen die Abstimmung vorzugehen. Der Konzern habe „erhebliche Einwände“ an dem Ergebnis der Wahl, heißt es.

Einspruch auch gegen zweite Wahl im Amazon-Lager Bessemer

Auch bei einer anderen Wahl kommt es zu Kritik und Vorwürfen an den Methoden der jeweiligen Gegenseite: Im Amazon-Lager in Bessemer, Alabama wurde bereits das zweite Mal gewählt, nachdem die erste Wahl von der Gewerkschaft Retail, Wholesale and Department Store Union (RWDSU) angefochten wurde – wegen unzulässiger Methoden Amazons. Und auch die Wiederholung der Wahl – die zum zweiten Mal gegen eine Gewerkschaft ausfiel – wird jetzt von der Gewerkschaft angefochten.

Die RWDSU wirft Amazon unter anderem vor, einem gewerkschaftsaffinen Mitarbeiter gekündigt zu haben. Jetzt sollen über 400 „umstrittene“ Stimmzettel ausgewertet werden, die das Endergebnis verändern könnten.

Amazon wiederum kritisiert das Verhalten der RWDSU, etwa, dass die Gewerkschaft über einen Briefkasten auf dem Lagergelände mit den Arbeitern in Kontakt getreten sei. 

Das rechtliche Kräftemessen und Ziehen aller Register zeigt, wie wichtig jede einzelne Abstimmung für beide Parteien ist – Amazon muss bei der Etablierung weiterer Gewerkschaften und entsprechenden Forderungen mit deutlich höheren Kosten rechnen (siehe Infokasten). 

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Geschrieben von Markus Gärtner




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