Als Amazon Anfang November 2015 seinen ersten hauseigenen Buchladen eröffnete, richteten sich alle Augen nach Seattle. Denn dort zeigte das Unternehmen, dass man künftig nicht nur die Online-Welt dominieren, sondern auch den stationären Handel in den Fokus rücken wolle. Und wie es scheint, ist dies nur die Spitze des Eisbergs. Update: Möglicherweise waren die Gerüchte überspitzt.

Amazon Schriftzug
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Die Medien sprechen von Ironie und genau das dürfte den Nagel so ziemlich auf den Kopf treffen: Amazon hat in den vergangenen Jahren mit seiner aggressiven Preispolitik und seinem hervorragenden Kundenservice (nicht nur) den US-amerikanischen Buchmarkt richtig aufgemischt. Viele Buchläden hielten dem Druck aus dem Internet nicht stand und mussten schließen. Der Markt wurde peu á peu ausgedünnt.

Amazon: Keine Stellungnahme zu geplanten Buchläden

Und nachdem Amazon im November 2015 mit der Eröffnung eines ersten eigenen Buchladens für gigantisches Aufsehen gesorgt hat, wird nun klar, dass die stationären Geschäfte weiter vorangetrieben werden sollen. Nach Angaben der FAZ plant der US-Riese weitere Buchläden – und das im großen Stil: „Wie ich höre, peilen sie 300 bis 400 Buchläden an“, kommentiert Sandeep Mathrani von General Growth Properties, Chef eines großen amerikanischen Einkaufszentren-Betreibers.

„Amazon öffnet stationäre Buchläden und ihr Ziel ist es, soweit ich es verstehe, 300 bis 400 Buchläden aufzumachen“, so Mathrani weiter. Vonseiten Amazons gab es bisher keine Stellungnahme. Aber dies ist nicht ungewöhnlich, da das Unternehmen in der Regel über aktuelle Projekte nichts nach Außen dringen lässt.

Preise genauso niedrig wie auf der Website

Mit der bisher einzigen Buchhandlung in Seattle hat Amazon ein neues Konzept eingeführt, das konkurrierenden Anbietern auf jeden Fall bitter aufstoßen dürfte. Denn hier wird den Kunden versprochen, dass die Preise genau so niedrig sind wie auf der Website von Amazon. – Zumindest in Deutschland allerdings wäre dieses Konzept verpflichtend, da hierzulande natürlich die Buchpreisbindung gilt.

Nachdem Ende des Jahres auch Gerüchte über einen Amazon-Buchladen in Berlin aufkamen, darf man nun gespannt sein, wie sich die stationären Buchgeschäfte des Unternehmens weiter entwickeln.

Update: 04.02.2016, 10:00 – Vielleicht sind die Amazon-Pläne doch nicht so umfassend

Sandeep Mathrani, der Unternehmer, der die Gerüchte ins Rollen gebracht und Einzelheiten in einem Telefoninterview ausgeplaudert hatte, rudert nun zurück. Wie Spiegel schreibt, seien die Äußerungen über die Amazon Buchläden-Pläne nur „eine beiläufige Bemerkung“ gewesen. Nachdem Mathrani die Branche in helle Aufregung versetzt hat, scheint er nun die Sache zu beschwichtigen. Er kommentierte: Auch wenn es vielleicht den Eindruck gemacht hätte – er „habe nicht Amazons Pläne repräsentieren sollen“.

Mit dieser Beschwichtigung nimmt er seine Aussagen genaugenommen nicht zurück, sondern relativiere sie nur. Alles in allem wird daraus nicht deutlich, ob er die Bemerkung tatsächlich widerrufe „oder nur klarstellt, dass er nicht für Amazon spreche“, so der Spiegel weiter. Insider sollen indes bestätigt haben, dass Amazon weitere Buchläden in Planung habe. Doch diese Pläne seien weit weniger umfangreich als jüngst spekuliert.

 

/ Geschrieben von Tina Plewinski




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