Wenn die Verkaufszahlen in der Zeit vor Weihnachten stark steigen, sieht die Gewerkschaft Verdi die ideale Zeit, um Streiks auszurufen. So war es in den vergangenen Jahren und so wird es wohl auch dieses Jahr sein. Dass die Gewerkschaft damit Erfolg haben wird, ist allerdings mehr als fraglich.

Streikschild bei Amazon
© Julia Ptock | Händlerbund

Die Gewerkschaft Verdi hat Amazon wieder einmal mit einer Streikwelle im Weihnachtsgeschäft gedroht. Der für den Versand- und Online-Handel zuständige Verdi-Vertreter Thomas Voß kündigte nach Angaben von Heise Online an, dass die Gewerkschaft ihre Aktionen „in den kommenden Wochen ausweiten“ wolle und „noch einiges vor“ habe. Ob die Streiks in diesem Jahr Erfolg haben werden, ist allerdings fraglich.

Die Gewerkschaft liegt seit 2013 mit Amazon im Clinch. Dabei geht es um Tarifverträge, die die Verdi bei dem Unternehmen durchbringen will. Amazon soll seine Mitarbeiter der Gewerkschaft zufolge nach den Tarifen des Einzelhandels bezahlen – Amazon argumentiert aber seit jeher, dass es sich um Mitarbeiter in Logistikzentren handelt. Verhandlungen mit der Verdi schließt Amazon aus. „Amazon ist ein guter Arbeitgeber“, so ein Sprecher des Unternehmens. „Der Verdienst liegt am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich ist.“

13.000 Saisonkräfte für das Weihnachtsgeschäft

Auch im Leipziger Lager hieß es in der Vergangenheit, dass man sich lieber mit den eigenen Mitarbeitern direkt auseinandersetze, als mit der Gewerkschaft zu verhandeln. Fraglich ist zudem, wie viele Mitarbeiter tatsächlich an den Streiks teilnehmen. Die Verdi gibt zwar an, dass sich mittlerweile 35 Prozent der Amazon-Mitarbeiter der Gewerkschaft angeschlossen hätten, Amazon zufolge bleibt die Zahl der Streikenden aber überschaubar. Probleme für die Logistikabwicklung scheint es bei dem Konzern durch die zahlreichen Streiks jedenfalls nicht zu geben.

Amazon stockt auch in diesem Weihnachtsgeschäft wieder seine Mitarbeiterzahl auf: „Wir haben in Deutschland 13.000 Saisonkräfte für die Unterstützung im Weihnachtsgeschäft gesucht“, so der Sprecher des Unternehmens. „In diesen Tagen beginnen vielerorts die letzten der Saisonmitarbeiter ihre Arbeit.“ Für die rechtzeitige Lieferung der Waren im Weihnachtsgeschäft erwartet Amazon keine Probleme, zumal das Unternehmen auf sein europäisches Logistiknetzwerk zurückgreifen kann und im Fall der Fälle aus einem anderen Logistikzentrum liefern könne.

 

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Geschrieben von Michael Pohlgeers

Kommentare

#2 Andre Lardy 2017-11-22 08:29
.... und das macht dann Verdi so lange, bis man bei Amazon auf die Idee kommt in Zukunft nur noch aus einem europäischen Logistikzentrum zu versenden.

Wenn Amazon dann weg ist möchte ich das Geschrei nicht hören.

Mein Vater nannte Verdi schon vor 30 Jahren Arbeitnehmerver räter und nicht Vertreter.....
#1 Markus Müller 2017-11-22 08:21
Bei jedem anderen Unternehmen würde nach einigen Mahnungen der Betrieb geschlossen werden, wenn nicht der ordentliche Tariflohn gezahlt werden würde. Der Zoll fährt vor und macht dann ernst. In diesem Fall sind nationale Gesetze wahrscheinlich unterzuordnen und man kann nur jedes Jahr mit Warnstreiks drohen. Amazon kann darüber nur lachen. Es werden in kürzester Zeit neue Kräfte mobilisiert, aus dem europäischen Ausland. Bereits heute wird das Versandgeschäft für Deutschland zu einem großen Teil aus den angrenzenden Staaten abgewickelt. Tendenz zunehmend. Wir freuen uns auf die zukünftige Entwicklung und lassen den freien Lauf.



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