Auf Amazon könnte Ärger zukommen. Das Bundeskartellamt hat eine Überprüfung angekündigt. Dabei geht es um die Gefahr, dass der freie Wettbewerb in Schieflage gerät. 

Pop Art: Mann, der durch Lupe schaut
© studiostoks / Shutterstock.com

Kaum jemand vermag es wohl, alle Aktivitäten, Dienstleistungen und Services von Amazon aufzuzählen. Dazu sind die Prozesse viel zu umfassen, viel zu komplex, viel zu verstreut und laufen manchmal sogar unter dem Radar der Öffentlichkeit. So ist Amazon beispielsweise zugleich

*  Händler

*  Marktplatz (sowohl für End- als auch Geschäftskunden)

*  Cloud- und Streaming-Anbieter

*  E-Book-Plattform

*  Verleger

*  Hersteller und Eigner zahlreicher Eigenmarken

*  Lieferdienst, Logistiker und Fulfillment-Anbieter

*  Zahlungsdienstleister

*  Forscher u. a. in Sachen Technik und künstlicher Intelligenz

*  StartUp-Förderer

*  Spendensammler

*  und und und …

Dass Amazon in den vergangenen Jahren eine schier unermessliche Marktmacht aufgebaut hat und Händlern, Dienstleistern und anderen Konkurrenten das Fürchten gelehrt hat, davon können Brancheninsider ein Lied singen. – Und dennoch schien eine Ankündigung aus der Wirtschaftwelt jüngst wie eine Bombe zu platzen:

Das Bundeskartellamt will sich Amazon „genauer anschauen“!

Dies verkündete Kartellamtschef Andreas Mundt gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Wie Finanznachrichten.de meldet, geht es dabei auch um mögliche Einschränkungen des Wettbewerbs, die Amazon durch seine Marktmacht vornimmt:

Denn während Amazon selbst als Händler auftrete, betreibe der Konzern auch „eine bedeutsame elektronische Plattform für dritte Einzelhändler“, wird Mundt zitiert. „Wir sprechen hier von Hybridplattformen. Bei solchen Plattformen besteht immer auch ein gewisses Potenzial für eine Wettbewerbsbehinderung der anderen Händler auf der Plattform. Uns liegen hierzu auch Beschwerden vor. Wir wollen uns daher diesen Teil des E-Commerce genauer anschauen.“

Einzelheiten zum Vorgehen dieser Prüfung wurden dabei nicht genannt. „Zu gegebener Zeit könnten wir uns aber auch bestimmte Aspekte der E-Commerce-Plattformen im Rahmen eines Verfahrens anschauen.“

Huch, wo kommt denn auf einmal die ganze Marktmacht her?

Den ein oder anderen Brancheninsider könnten die jüngsten Äußerungen durchaus verwundern, wenn von einem „gewissen Potenzial“ gesprochen wird, dass der Markt in Schieflage gerät. Wenn Mundt laut Internet World sagt, dass „das gegenwärtige Wachstum im Online-Handel […] zu einem sehr großen Teil zugunsten von Amazon“ gehe, dann ist dies weder ein Geheimnis noch eine Neuerung.

Händler klagen seit Jahren über den massiven Wettbewerbsdruck und die Verdrängung kleiner Branchenteilnehmer. Der Druck forderte bereits zahlreiche Opfer, die ihre Geschäfte ob der gewaltigen Marktmacht schließen mussten. Und eins sei dazu gesagt: Überraschend war das nicht!

Amazon ist seit seiner Gründung Mitte der 90 kontinuierlich gewachsen. Ein solches gigantisches Konzern-Universum lässt sich nicht von heute auf morgen aus dem Boden stampfen. Und Kritik am vermeintlich unkontrollierten Wachstum dieser Macht – und speziell der Prozesse auf dem Amazon-Marktplatz – gibt es seit jeher! Eine Untersuchung dürfte daher in den Augen vieler längst überfällig sein. Aber manche Dinge scheinen eben erst ein gewisses Eskalationsniveau zu brauchen, um in Angriff genommen zu werden.

 

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Geschrieben von Tina Plewinski

Kommentare

#3 Peter 2018-08-11 16:13
Gar nichts machen die ausser Aktenschieberei . Wie im Fall von amazon und ebay machen die sich in Ihren Büros eine lustigen. Da musste dann erst mal jemand wie Hood.de mit 5% Provision gegen 15% Provision von amazon herkommen, bis diese Bürokraten geschnallt hatten, dass die sog. Paritätsbestimm ung illegal war.
Ebenso ist es z.B. wenn einer der Riesen damit wirbt, "heute Mehrwertssteuer frei" oder "ohne Versandkosten". Warum greift hier nicht sofort der Händlerbund ein und knallt denen die Sch... nur so um die Ohren, damit die merken, wer hier das Sagen hat. Dann würden auch die mal wach und würden ggf. schneller Ihre Ungerechtigkeit en zurückziehen, wenn hier eine solche Geschichte aufkeimt. Wir Kleinstunterneh mer, Kleinunternehme r und der Mittelstand bis zu einer gewissen Grenze sind die Hauptträger der Steuereinnahmen und des BIP und wir sind aber die, die die geringsten Rechte haben. Der Verbraucher leidet darunter letztlich doch auch.
#2 Peter 2018-08-11 16:13
Naja, ebay ist mit seiner Schusseligkeit im Endeffekt auch nicht viel besser für uns Händler. Ungerecht uns Händlern und damit Käufern gegenüber sind sie alle. So oder so. Aber warum die Bundesregierung und deren pennende Behörden seit Jahren nur dümmlich zuschauen, hat wohl damit was zu tun, dass dort nur Beamte sitzen, die reichlich bezahlt werden, mit Urlaub, Bildungsurlaub, Krankmeldungsmö glichkeiten usw. Zucker in den Arsch geblasen wird und vor allem weil, keiner von diesen Brüdern dort belangt werden kann für deren absoluter Leistungsunfähi gkeit. Wir kleinen Onlinehändler hingegen kommen oft ohne Urlaub daher, haben keine Lohnfortzahlung , haben astronomische Arbeitszeiten, keine WEden und werden von den Beamten und Politikern soweit nicht vertreten, dass dies alles überhaupt möglich ist. Und die nennen sich dann Volksvertreter und Wettbewerbsschü tzer.
#1 Susanne 2018-08-08 16:17
Amazon kann sowohl den Paymentvertrag als auch den Servicevertrag ohne Gründe jederzeit fristlos kündigen. Wenn Amazon einen Wettbewerber von der Amazon Plattform kicken möchte und dieser Händler keine schlechten Bewertungen erhalten hat, da er Fulfillment by Amazon praktizierte, hilft sich Amazon so: Es kommt die Aufforderung einen Herstellernachw eis - also eine Einkaufs-Rechnu ng für ein Produkt, welches man auf Amazon verkauft, einzusenden. Danach wird das Konto (Handelsplattfo rnm, Paymentbank und Lager) geschlossen. Ohne Gründe, weil es Gesetze gibt, die Amazon schützen, so dass Amazon keine Gründe für die Schließung nennen muss. Niemand außer Amanzon, kennt dieses Gesetzt - aber Amazon kommt damit durch. Unter Händlern und Vendoren spricht man von organisiertem Betrug. In der Regel werden bei Ausschluß eines Händlers die Paymentkonten und die Lager aufgelöst und "verrechnet" - sprich: der Händler bekommt weder seine Ware zurück noch seine Umsatzgelder ausbezahlt. Wenn man bedenkt, dass das Wachstum nicht nur auf die Exekution der Wettbewerber beruht, sondern auch auf Dumping, Gewinnvermeidun g über 20 Jahre und Venture Capital bzw Aufträge des CIA zurückzuführen sind, erahnt man - dieses Wachstum wurde nicht aufgrund von Leistung erzielt, sondern mittels Raubzug und staatlicher Förderung. Staat und Monopole begünstigen sich immer gegenseitig. Sehr traurig, dass Amazon seine Assozialität hier so viele Jahre ungehindert ausleben durfte.



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