Besseres Einkaufserlebnis, besonders bequem, wann immer man will, was auch immer der Kunde sucht – mit diesen und ähnlichen Phrasen füllt Amazon regelmäßig seine Pressemitteilungen, Werbeanzeigen und Beschreibungen neuer Dienstleistungen und Produkte. Doch so langsam bekommt das Unternehmen ein riesiges Image-Problem, denn seit Monaten plagen Fake-Shops von Betrügern den Marktplatz.

Frau in überfluteten Straßen
© Juergen Faelchle via Shutterstock.com

Sie bieten Ware auf Amazon zu wahren Schnäppchenpreisen an, erleichtern den Kunden dann um sein Geld und schicken die bestellte Ware natürlich nie zu. Damit schädigen Betrüger Kunden aktiv und Händler indirekt, indem sie für einen gehörigen Vertrauensverlust auf dem Amazon Marketplace sorgen. Denn wer kauft schon gerne dort ein, wo er einem Betrüger aufsitzen könnte? Gut, Betrugsfälle sind nichts neues im Online-Handel, könnte man jetzt argumentieren. Und auf einem riesigen Marktplatz wie dem von Amazon gestaltet sich die Prävention sicherlich auch schwierig.

Doch die scheinbare Gleichgültigkeit, mit der Amazon das Problem handhabt – oder eben nicht handhabt – ist ein gewaltiges Problem. Das Unternehmen scheint die Fake-Shops nicht in den Griff zu bekommen. Eine Analyse hat erst jüngst verdeutlicht, welche Ausmaße der Betrug annimmt. So sorgen die Betrüger mit ihren Fake-Shops seit Wochen für enorme Preisschwankungen, die seit zwei Monaten ungezügelt ihren Lauf nehmen. Manche Preise schwanken derart, dass der vorherige Durchschnittspreis nicht mehr erreicht wird – noch ein Nachteil für die Händler, die auch an dieser Stelle Umsätze verlieren.

Das Problem wird dadurch sogar noch verschlimmert, dass Betrüger nicht mehr selbst Fake-Shops für ihre Machenschaften aufsetzen, sondern teilweise bestehende Shops hacken, kapern und für ihre Zwecke missbrauchen. Damit haben die Kunden es noch schwerer, einen betrügerischen Shop zu erkennen. 

Amazon schweigt sich weiter aus

Amazon müsste nun schnell und entschieden reagieren, wenn es um die Bekämpfung der Fake-Shops geht. Ein Unternehmen, dass auch schon Kundenkonten aufgrund einiger weniger Retouren gesperrt hat, sollte doch auf derartig auffällige Verhaltensweisen eines Händlerkontos reagieren können, oder etwa nicht? Zudem schadet Amazon seinem Image mit seiner üblichen Politik des Schweigens. Zu Themen bekommt man von dem Unternehmen selten ein Statement, bei Problemen auf dem Marktplatz in der Regel gar keine Antwort. Das verstärkt den Eindruck, dass Amazon die Vorkommnisse auf seinem eigenen Marktplatz herzlich egal sind.

Dem Unternehmen muss aber bewusst sein, dass es sich damit über kurz oder lang ins eigene Fleisch schneidet. Denn wenn die Betrugsfälle weiter zunehmen – und zumindest nach Warnung der Verbraucherzentrale kommt es immer häufiger zu Betrug mit Fake-Shops – verlieren die Kunden das Vertrauen in die Plattform. Und dass ein Unternehmen, das Kundenvertrauen verspielt, keinen guten Stand hat, ist bestimmt kein Geheimnis im Online-Handel.

/ Geschrieben von Michael Pohlgeers

Kommentare

#5 HG 2016-11-09 14:45
@N.W.: Wenn man sich mal einige dieser Fake-Verkäufer und deren Listungen ansieht, findet man schnell Hinweise darauf, dass die Interessenten sich VOR Kaufabschluss über eine E-Mailadresse oder Webseite direkt an den Händler wenden sollen. Nur so erhalten sie den vergünstigten Preis. Darüber wird dann sicherlich auch die Zahlung außerhalb von Amazon abgehandelt. Somit sind die Käufe natürlich auch nicht über Amazon abgesichert.

Fake-Shops und -Angebote findet man aktuell etliche, wenn man mal nach Waschmaschinen bei Amazon sucht.
#4 ATH 2016-11-09 14:21
@N.W. :

Wer keine Ahnung hat, sollte sich mit solchen Vorwürfen zurückhalten. Die Fake-Shop Betreiber stornieren die Bestellungen und nehmen dann direkten Kontakt zu Kunden auf, um sich das Geld direkt zahlen zu lassen.
#3 Dominik W. 2016-11-06 09:07
Hallo,

ich kann mich noch genau erinnern, als ich meinen Händleraccount bei amazon eröffnet habe.
Was amazon da alles von mir wollte, Gewerbeanmeldun g, UStID, Kopie Personalausweis . Das Bankkonto wurde geprüft und und und. Jetzt kommt irgend so ein Spinner und macht in 5 Minuten einen neuen Shop auf.
Komisch das amazon immer die falschen bestraft. Als ich im Sommer unerwartet bei zwei Artikeln in Lieferverzug geraten bin, wurde mein Konto umgehend gesperrt (man beachte das ich seit 2012 ohne weitere Vorkommnisse, Händler bei amazon bin) und an das Geld bin ich 3 Monate nicht gekommen.
Vielleicht sollte amazon seine Händler (alle) besser prüfen und nicht nur an MEHR MEHR IMMER MEHR denken.
Das gute ist ich verzeichne seit einigen Wochen das mein Umsatz bei amazon abnimmt, dafür aber bei ebay wieder steigt :-)
#2 N.W. 2016-11-05 15:14
Schreibt hier die Bildzeitung? Wenn ein Amazon-Kunde/in bezahlt, zahlt er/sie an Amazon und nicht an den Marktplatzhändl er. Und wenn dann die Ware nicht kommt, gibt es doch eine Rückerstattung über die A-Z-Garantie.
#1 Steffen 2016-11-04 19:02
Auf onlinehaendler- news.de schrieb ich gerade:
Wie wird denn ein Amazon-Verkäufe rkonto "gehackt"? Hacken ist da nicht mit im Spiel. Es werden dabei auch keine Sicherheitslück en ausgenutzt. Die Übernahme eines Kontos erfolgt normalerweise schlicht dadurch, dass ein Händler sein Passwort freigegeben hat. Nicht selten ist Phishing dabei im Spiel. Dennoch: Ohne Passwort kann niemand das Konto eines anderen übernehmen. Und ja, hier liegt die Verantwortung bei den Händlern und nicht bei Amazon.

Was bei Amazon liegt, ist die Verantwortung dafür, dass Fake-Accounts nicht schnell genug gelöscht werden und eine Neuregistrierun g auch ohne jedes Impressum (natürlich kann das auch nur ausgedacht sein, das ist klar) möglich ist.



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