Gibt es irgendwann keine Webseiten mehr, weil sie dank besserer Alternativen obsolet werden? Alex Spinelli, Ex-Amazon-Manager, ist davon überzeugt.

Uhr schlägt Schatten des Todes
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Alex Spinelli arbeitete fünf Jahre bei Amazon, erst als Leiter der Amazon-Suche, später als Leiter von Alexa OS, dem Betriebssystem hinter Amazons Sprachassistentin. Vor Kurzem hat er den Arbeitgeber gewechselt, denn in seiner Zukunftsvision hat eine Webseite wie Amazon.com keinen Platz. Spinelli ist davon überzeugt, dass Webseiten vielleicht schon in fünf Jahren ausgestorben sein werden. Nicht nur das, auch Apps werden nur noch in geringer Zahl relevant sein. „Die ganze App-Katastrophe, die in deinem Telefon lebt, ist erdrückend. Auf meinem iPhone habe ich 127 Apps, die ich aktualisieren muss. Man kann nicht mithalten“, zitiert Business Insider Spinelli.

Chats und Sprachassistenten lösen Webseiten ab

Er geht davon aus, dass die Menschen zwar weiterhin mit Bildschirmen interagieren, dies aber nur als Einstieg ins Shopping-Erlebnis dient. Konkret denkt er etwa an ein Karussell am unteren Bildschirmrand, in dem der Käufer sich ein Produkt heraussucht und direkt in einem Chatfenster mit einem Payment-System wie Apple Pay bezahlt. Vor allem die Interaktion mit Marken und Shops werde sich grundlegend ändern. „Unsere These ist, dass Gespräche eine natürlichere Art und Weise der Interaktion mit Marken-Diensten sind. Es wird die vorherrschende Art und Weise werden, wie Menschen in ihrem digitalen Leben interagieren.“

Genau diese Entwicklung will Spinelli in seinem neuen Unternehmen LivePerson vorantreiben. Live Person hat in der vergangenen Woche mit LiveEngage ein Angebot für Sprachassistenten wie Alexa vorgestellt. Der Nutzer kann sich dabei zu Hause mit Alexa unterhalten, kann das Gespräch aber dann via Chat fortführen, wenn er die Wohnung verlässt. Über mehrere Kommunikationsarten hinweg soll eine kontinuierliche Kommunikation ermöglicht werden. Man will etwa garantieren, dass der Kunde sich zunächst mit einer künstlichen Intelligenz unterhält, das Gespräch aber automatisch an einen Menschen weitergegeben wird, wenn diese eine Frage nicht beantworten kann.

Apple und Google arbeiten derzeit an gesprächsorientierten Inhalten, die direkt in die Betriebssysteme integriert werden sollen. Die Beta-Version von Apple Business Chat startete mit ausgewählten Marken bereits im vergangenen Jahr, Google befindet sich mit dem ähnlichen System Rich Communication Services ebenfalls in der Beta-Phase. Ob Spinelli sich in seiner Zukunftsvision am Ende nicht zu sehr am Handel orientiert und wir auch weiterhin Webseiten für alles Mögliche nutzen, wissen wir spätestens in fünf Jahren.

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Geschrieben von Christoph Pech

Kommentare

#2 moony 2018-06-28 12:31
das traurige ist, dass Mr. Spinelli das Internet nur als digitales Kaufhaus sieht. So ist das halt, wenn man in einer Blase lebt :)

Plopp!
#1 P.U.Baer 2018-06-12 14:09
na, da will jemand offenbar vor allem seine Geschäftsidee promoten.

Man stelle sich nur alle möglichen Situationen vor, in denen Menschen mit den Geräten quatschen, in denen sie heute (noch) relativ leise vor sich hin tippen: In Bus und Bahn, im Büro, zuhause: Nicht nur das die Umgebung gestört werden würde, die Kakophonie würde auch die Kommunikation mit den Geräten so angenehm machen, wie es heute die Konversation in einer gut gefüllten Bar ist.

Bei der Einstufung von Apps liegt er richtig: Diese nerven. Ebenso sogenannte Plattformen wie Facebook & Co.

Ich wünschte, die meisten Firmen würden sich auf gute Webseiten konzentrieren, die mit jedem normalen Browser zugänglich sind und alle möglichen Funktionen bieten. Der Browser als Universal-App - wäre das nicht eine wahnsinnig tolle Idee?

Wir bräuchten nicht ständig neue Updates von zig ungenutzen Apps, die nur den Speicher vollmüllen. Warum brauche ich für jeden Fernsehsender, für jede Zeitung für jedes Verkehrsmittel eine eigene App?
Warum muss ich mich beim Datenkraken Facebook anmelden, um bestimme Veranstaltungs- oder FIrmenseiten überhaupt sehen zu können?

Ich mach da nicht überall mit - und mein Telefon schon gar nicht.

Der Browser ist die Super-App!



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