Mit nur 25 US-Dollar sollten Creator:innen pro Video abgespeist werden.

Erstaunte Frau mit Smartphone
Roman Samborskyi / shutterstock.com

Das Geschäft mit Influencer:innen hat sich in den letzten Jahren rasend entwickelt und diese können mittlerweile gut von Kooperationen leben. Zumindest, wenn sie für ihre Arbeit entsprechende Preise aushandeln können. Von derartigen Konditionen scheint man bei Amazon bisher nichts gehört zu haben. Denn das Unternehmen trat jetzt an zahlreiche Influencer:innen heran, um Kurzvideos für jeweils nur 25 US-Dollar in großen Mengen einzukaufen. In der Branche macht man sich darüber lustig, wie TechCrunch mit Verweis auf Postings auf X / Twitter berichtet. 

„Sie wurden ausgewählt, am limitierten Bonus-Programm teilzunehmen“

Mit einer im X / Twitter-Beitrag geteilten E-Mail trat das Unternehmen an mögliche Personen heran. Deren Betreff klingt zunächst sogar halbwegs verlockend, bis man diesen weiter durchdenkt: „Verdiene bis zu 12.500 US-Dollar … für 500 Videos.“ Heruntergerechnet wären das gerade einmal 25 US-Dollar pro Video. Ein Witz, wenn man bedenkt, wie viel Arbeit in Konzeption, Ausführung und Schnitt auch kurzer Videos oft stecken kann. 

Doch Amazon versucht, die Bezahlung als seltene und exklusive Gelegenheit für einen auserwählten Kreis zu verkaufen. Schließlich winkt neben den 25 US-Dollar pro Video auch die Chance, sich selbst einem großen Publikum aus Amazon-Kundschaft näher vorzustellen. 

 

Produktvorstellungen in Masse  

Gesucht werden über die Anfrage informative Kurzvideos, die ein bis zwei Amazon-Produkte der gleichen Kategorie vorstellen. Die Gesamtanzahl an Videos sei derzeit auf 35.000 beschränkt, welche bis 22. September eingereicht werden sollen. Wie TechCrunch weiter mutmaßt, dürfte aufgrund dieser Zahlen das Gesamtbudget der Maßnahme bei 875.000 US-Dollar liegen. Kleine Zahlen für eine Marketing-Maßnahme mit so viel Inhalt.

Auffällig hoch ist auch die Menge an pro Teilnehmenden gewünschten Videos. Bei Influencer:innen-Kampagnen werden üblicherweise deutlich kleine Mengen an Videos vereinbart. Deutlich höher ist dagegen normalerweise die Bezahlung für diese. Wie Christopher Hamm von der Marketingagentur likeyaa bei OnlinehändlerNews berichtete, erhalten Creator:innen je nach Videolänge 20 bis 100 Euro pro Tausend-Kontakte.

Nutzt Amazon junge Talente aus?

Bei Amazon dagegen scheint die Menge an erreichten Kontakten keinerlei Einfluss auf die weitere Bezahlung zu haben. Bekannte Gesichter sollte Amazon mit dem Angebot also nicht anlocken können. Diese findet man dagegen zunehmend bei TikTok, welches zuletzt ankündigte, verstärkt auf E-Commerce-Funktionalitäten zu setzen. Wenig überraschend also, dass Amazon hier nicht den Anschluss verlieren möchte.

Welche Influencer konkret angefragt wurden, ist nicht bekannt. Mit Sicherheit wird das Angebot aber deutlich mehr Menschen erreicht haben, als die „exklusive“ Ansprache vermuten lässt. Durch die zunächst hoch klingende Summe und das Versprechen auf gesteigerte Reichweite dürften sich vor allem junge und eher unerfahrene Creator:innen hinreißen lassen.

Denkbar ist es mittlerweile auch, dass KI-Tools zur Arbeitserleichterung zum Einsatz kommen. In solchen Fällen könnte die niedrige Bezahlung sich in Summe doch rentieren. Ob Amazon Inspire jedoch mit derartigen Inhalten zu einer wirklichen Konkurrenz für TikTok werden kann, ist eher fraglich. 

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Geschrieben von Ricarda Eichler

Kommentare

#1 NoPrimeDay 2023-08-27 12:38
Ich verstehe den Sinn von "Inspire" nicht wirklich. Amazon geht gegen Fake Rezensionen vor, bezahlt andererseits aber Influencer*inne n, die Werbung für ihre Produkte machen sollen. Das passt einfach nicht zusammen! Bald kann niemandem mehr in Videos vertraut werden, da wir nie wissen, ob die Nennung eines Produktes aus Überzeugung oder monetären Gründen geschieht.



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