Die Produkt-Bewertungen auf Amazon sagen nicht immer etwas über die wahre Qualität eines Produktes aus, so eine Studie. 

Sterne
© George Dolgikh / Shutterstock.com

Sarah und Sören Köcher von der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der TU Dortmund wollten in ihrer Studie „Sollten wir nach den Sternen greifen?“ herausfinden, wie gut die Produkt-Bewertungen bei Amazon wirklich sind. Dafür haben die Forscher die Kunden-Rezensionen auf Amazon mit Testergebnissen der Stiftung Warentest von 2014 bis 2017 verglichen. Das Forscherteam konnte 1.322 Elektronik-Produkte in 224 Kategorien abgleichen – darunter beispielsweise Fernseher, Smartphones oder Staubsauger.

Das Ergebnis des Vergleichs zeigt einen deutlichen Unterschied zwischen Amazon-Bewertungen und den objektiveren Testergebnissen von Stiftung Warentest: „Nur in 69 von den 224 getesteten Kategorien war der Testsieger bei Stiftung Warentest auch das Produkt mit der besten durchschnittlichen Bewertung bei Amazon. Das bedeutet, dass man nicht unbedingt ein gutes Produkt kauft, wenn man sich für ein Produkt mit einer hohen durchschnittlichen Bewertung entscheidet“, erklärt Sarah Köcher. Im Klartext: Die Produkt-Bewertungen bei Amazon können Online-Shopper also in die Irre führen, wie auch frühere Studien gezeigt haben.

Kunden finden die Bewertung des Produkts wichtiger als seine Qualität

Außerdem haben die Dortmunder Wissenschaftler herausgefunden, dass der Zusammenhang zwischen bewerteter und objektiver Qualität abnimmt, je länger ein Produkt auf dem Markt ist. Bei älteren Produkten gibt es gar keinen nachweisbaren Zusammenhang mehr zwischen Testurteilen und durchschnittlichen Kundenbewertungen. Darüber hinaus gab es noch eine weitere Erkenntnis: Die Amazon-Nutzer finden die Bewertungen für den Kauf sogar wichtiger als die eigentliche Qualität der Ware. Je höher die Produkt-Bewertung bei Amazon, desto weniger war die tatsächliche Produktqualität für einen letztendlichen Kauf entscheidend.

Sören Köcher fasst das Ergebnis der Studie so zusammen: „Es ist nicht nur so, dass durchschnittliche Kundenbewertungen ein eher schlechter Indikator für die Qualität eines Produktes sind. Hohe durchschnittliche Bewertungen scheinen sogar bis zu einem gewissen Grad über die tatsächliche Qualität eines Produktes hinwegtäuschen zu können.“

Dabei hält Amazon die Produkt-Bewertungen selbst für ein wichtiges Entscheidungsmerkmal. In New York öffnete Amazon vor Kurzem sogar einen extra Laden mit Produkten, die mindestens vier Sterne als Wertung bekommen haben. Amazon versucht, sein Bewertungssystem stets zu optimieren, um etwa Fake-Bewertungen auszuschließen: So dürfen seit August 2018 nur noch solche Kunden ein Produkt bewerten, die genau das gleiche Produkt auch über Amazon erworben haben

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Geschrieben von Markus Gärtner

Kommentare

#9 Redaktion 2019-02-18 12:58
Hallo Alexis,

die Studie wurde auf der offiziellen Presseseite der Technischen Universität Dortmund veröffentlicht.
Und natürlich darf unser Beitrag auch gern verlinkt werden!
Vielen Dank!
#8 Alexis 2019-02-18 12:12
Wurde die Studie veröffentlicht?
Kann der Link zu dem Blogartikel hinterlegt werden?
#7 Maximilian 2019-01-09 16:20
Interessant, dass die Studienautoren es als gegeben ansehen, dass Stiftung Warentest "objektiv" ist. Woher kommt denn diese Überzeugung? Und selbst wenn sich Stiftung Warentest redlich um Objektivität bemüht, manche Probleme treten eben nur nach einiger Zeit und nicht im Labor auf.
Und natürlich sind Bewertungen subjektiv, natürlich werden auch gefälschte darunter sein, aber ich kann mich an keinen Fall erinnern, bei dem ich ein Produkt gekauft habe und meine Erfahrung den Bewertungen starkt widersprochen hat.
#6 Jake 2019-01-07 10:11
Was ist denn die Alternative? Objektive Beratung im Einzelhandel über ein breites Sortiment? "Dieses Produkt habe ich auch zu Hause." Dann lieber Kommentare im Web lesen.
#5 Anton 2019-01-04 10:40
Mittlerweile sind 90% der Produkte auf der ersten Seite voller Fake-Bewertunge n. Ich kann wirklich nicht verstehen, warum Amazon da nicht etwas gegen tut.
#4 Markus 2019-01-03 10:46
Der Kunde fühlt sich heutzutage "mündig" und imstande, anhand von Kundenbewertung en das richtige Produkt auszuwählen. Dabei entsteht ein Herdenverhalten , das mit der Auswahl des richtigen Produktes nicht zu tun hat. Beispiel: Ich kann ein 300 Euro-Produkt mit 500 überwiegend positiven Bewertungen nicht für ALLE Anforderungen und Einsatzbereiche empfehlen. Der Profi oder ambitionierte Nutzer benötigt unter Umständen ein 3.000 Euro Gerät?!

Diese Entscheidungsfi ndung im Gespräch mit einem oder mehreren Verkäufern/Händ lern, gibt es nicht mehr. Man liest Bewertungen und "weiß dann Bescheid". LOL
#3 Andreas Schlagenhauf 2019-01-03 09:17
Bewertungen auf Amazon sind absolut unglaubwürdig, selbst wenn sie von echten Käufern kommen. Meine Frau hat eine Textagentur und wir wurden in den letzten Jahren sehr oft von Auftraggebern angefragt, Amazon-Bewertun gen gegen Bezahlung abzugeben. Dafür hätten die Produkte auch gekauft werden sollen, das Geld wäre uns dann natürlich auch erstattet worden. Amazon wird solche Fake Bewertungen niemals verhindern können, ganz gleich mit welchen Regeln. Deshalb kaufen wir auch grundsätzlich niemals bei Amazon (oder auch bei anderen Oortalen) nur auf Basis der Bewertungen. Die kann man eh nicht glauben.
#2 Stiftung 2019-01-03 09:14
Mal in den Raum geschmissen: Insofern die Bewertungen frei von Fraud sind und die Kunden diese Meinung vertreten - vielleicht sind die Testurteile dann einfach doch nicht das gelbe vom Ei? Just sayin
#1 Andreas Peerenboom 2019-01-03 08:41
Vielleicht sollte einmal eine unabhängige Studie die „Kriterien“ der Stiftung Warentest hinterfragen. Hier haben etliche solche in vielen Kategorien gar nichts mit der eigentlichen Produktqualität zu tun, sondern werden Dinge wie Deklaration oä hoch für das Gesamturteil gewichtet. Und ob hier noch immer Unabhängig gewährleistet ist, wer weiß das schon...

Jedenfalls finde ich bei aller berechtigter Kritik an denjenigen, die ihre Bewertungen schönen, authentische Anwenderbericht e zeitgemäßer als sterile Labortests.

Eure Studie hat für mich somit ohne eine Analyse der anderen Seite (StiWa) keinerlei Wert.



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