Wegen überdurchschnittlich vieler Corona-Fälle im Logistikzentrum Winsen fordert Verdi die vorübergehende Schließung des Werks. Amazons Schutzmaßnahmen sind nicht ausreichend, so auch die Kritik von Mitarbeitern.

Amazon Lager
© Amazon

Amazon hat sich den weltweiten Kampf gegen Corona auf die Fahnen geschrieben – das betonte zuletzt auch Jeff Bezos in seinem Brief an die Aktionäre. Bei dem Schutz der eigenen Mitarbeiter scheint das Unternehmen jedoch nicht genug zu leisten: Im Logistikzentrum in Winsen an der Luhe sind überdurchschnittlich viele Angestellte erkrankt, Mitarbeiter kritisieren die Schutzmaßnahmen, berichtet das Manager Magazin (nur für Abonnenten). Die Gewerkschaft Verdi fordert eine Schließung des Amazon-Lagers, das zwischen Hamburg und Lüneburg liegt.

Kritik an Amazons Schutzmaßnahmen in Winsen

68 der rund 1.800 Mitarbeiter des Amazon-Versandzentrums HAM2 hatten sich bis vergangenen Donnerstag nachweislich mit dem Coronavirus infiziert – das sei laut Manager Magazin „weit über dem Hamburger Durchschnitt“. Amazon-Mitarbeiter, die sich anonym geäußert hatten, gehen sogar von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus. Ob sich die Mitarbeiter im Versandzentrum angesteckt haben, ist allerdings unklar. Doch viele Angestellte üben anonym Kritik an den Schutzmaßnahmen ihres Arbeitgebers: Die Umsetzung sei zu zögerlich, Waschräume würden zu selten gereinigt, teilweise würden Kollegen – viele Geflüchtete aus umliegenden Unterkünften – die Sicherheitshinweise nicht verstehen. Dabei sind deutsche oder englische Sprachkenntnisse eigentlich Voraussetzung für die Arbeit als Versandmitarbeiter.

Verdi fordert Schließung des Logistikzentrums

Amazon verweist stets auf seine aus eigener Sicht umfangreichen Maßnahmen. In den USA sind jetzt sogar Wärmebildkameras im Einsatz, um Fieber bei den Mitarbeitern zu erkennen. In Deutschland setzt das Unternehmen teils auch Überwachungskameras ein, um das Social Distancing der Mitarbeiter zu kontrollieren. Das Arbeitsgericht Wesel hat in einem solchen Fall gerade einen Beschluss gefällt. In Winsen müssen die Mitarbeiter seit Freitag, den 24. April, auch Masken tragen. Doch das ist der Gewerkschaft Verdi noch zu wenig, wie Sandra Schmidt, Gewerkschaftssekretärin bei Verdi Niedersachsen-Bremen erklärt: „Ich verstehe nicht, warum man bei so vielen Infektionen den Laden nicht erstmal dichtmacht“. Die hygienischen Verhältnisse in Winsen seien angesichts einer grassierenden Pandemie nicht hinnehmbar.

 

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Geschrieben von Markus Gärtner




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