Amazon-Mitarbeiter in einem Fulfillment Center in Shakopee, Minnesota wollen am Prime Day streiken und so die Arbeitsbedingungen bei dem Online-Riesen kritisieren.

Amazon Prime Paketband
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Gigantische Umsätze und Riesen-PR – das erhofft sich Amazon auch in diesem Jahr vom Prime Day, der dieses Mal gleich zwei Tage dauert und am 15./16. Juli stattfindet. Dementsprechend rollt die Werbeoffensive mit Stars und musikalischen Events. Doch einige Mitarbeiter in einem Amazon-Lager bei Minnesota wollen den erwarteten Online-Shopping-Exzess nutzen, um auf Missstände aufmerksam zu machen – die Geschäfte seien nämlich nur derart erfolgreich, weil sie auf dem Rücken der Arbeiter lasten, so der Vorwurf.

Sechs Stunden Streik am 15. Juli

Im Fulfillment Center in Shakopee werden daher einige Mitarbeiter am 15. Juli 2019 streiken, für jeweils drei Stunden in der Tag- und Nachtschicht die Arbeit einstellen und vor dem Lager protestieren, berichtet Bloomberg. Die Rede ist von rund 100 Arbeitern. „Amazon wird eine Geschichte über sich erzählen, dass sie einen Kindle an einem Tag zu dir nach Hause schicken können –  ist das nicht wunderbar?“, sagte William Stolz, einer der Streik-Organisatoren. „Wir wollen die Gelegenheit nutzen, um darüber zu sprechen, was es braucht, diese Arbeit zu ermöglichen, und um Druck auf Amazon ausüben, um uns zu schützen und sichere, zuverlässige Arbeitsplätze zu schaffen.“

Amazon weist Vorwürfe zurück

Wie der Prime Day kommt auch die Kritik an den Arbeitsbedingungen in nahezu regelmäßigen Abständen: Unter anderem sei der Lohn zu niedrig, der Druck in den Lagern und die geforderten Erfüllungsquoten zu hoch. Dabei hatte Amazon-Chef Jeff Bezos noch vor Kurzem in seinem Brief an die Aktionäre die Wichtigkeit der Mitarbeiter herausgestellt. Erst im vergangenen Jahr hatte Amazon den firmeneigenen Mindestlohn für die Arbeiter – nach einigem Druck – auf 15 US-Dollar pro Stunde angehoben. Amazon verweist in einem aktuellen Statement darauf, dass das Unternehmen bereits alles biete, was gefordert würde. „Wir laden jeden ein, sich bei einer Tour durch das Fulfillment Center davon zu überzeugen“, heißt es. 

Trotzdem kommt auch etwas Solidarität aus der Firmenzentrale in Seattle: Einige Ingenieure und andere Mitarbeiter wollen die Arbeitskräfte in Minneapolis unterstützen und an den Protesten vor Ort teilnehmen. Die Aktivisten wollen von Amazon auch mehr Engagement gegen den Klimawandel fordern. 

Auf den Prime Day wird der Streik in Shakopee vermutlich kaum Auswirkungen haben: In jedem der über hundert Fulfillment Center in den gesamten USA arbeiten im Schnitt einige tausend Menschen, sodass Amazon die Ausfälle kompensieren kann.

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Geschrieben von Markus Gärtner




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