Amazon ist für gewöhnlich von der schnellen Sorte. Doch beim stationären Einstieg auf dem deutschen Markt lässt sich der Konzern massig Zeit.

Wecker und Bett
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Amazon will in Deutschland stationäre Filialen eröffnen. Diese Nachricht brandete jüngst durch die hiesige Medienlandschaft und ließ Unternehmen aus dem On- und Offline-Bereich aufhorchen. Amazons Deutschland-Chef Ralf Kleber sagte gegenüber der Welt am Sonntag: „Wir wissen, dass Kunden offline einkaufen und dass sie Vielfalt mögen.“ Konkreteres wollte er nicht äußern.

Doch die Nachricht ist nicht neu. Bereits Ende 2017 – also vor zwei Jahren – kamen entsprechende Gerüchte um hauseigene Amazon-Geschäfte in Deutschland auf. Passiert ist seitdem nichts.

Naja… oder zumindest wenig. Denn zwischendurch hatte der Konzern in Berlin schon einen weihnachtlichen Pop-Up-Store eröffnet. Dieser wurde Ende 2018 medienwirksam eröffnet und lockte vor allem Inspiration. Stationär kaufen konnte man dort nämlich nicht. Es gab lediglich die Möglichkeit zur Online-Bestellung über QR-Etikette an jedem ausgestellten Produkt. Auch ein anderer Pop-Up-Store zur Bewerbung der Prime-Original-Serie „Deutschland86“ öffnete in der Hauptstadt zwischenzeitlich die Pforten (wir berichteten).

Doch sehr viel mehr kann Amazon hierzulande auf stationärem Parkett nicht vorweisen. – Ganz anders sieht es allerdings in Übersee aus.

In den USA ist Amazon schon ein Stationär-Profi

In den USA hat Amazon nicht nur hauseigene Buchläden, sondern auch sogenannte 4-Star-Läden eröffnet, in denen das Unternehmen ausschließlich best-bewertete Produkte des Marktplatzes anbietet. Die Krone der stationären Amazon-Entwicklungen bilden natürlich einerseits die zahlreichen Filialen der übernommenen Bio-Supermarktkette WholeFoods sowie die kassenlosen Supermärkte Amazon Go.

Dass Amazon hierzulande so zögerlich mit dem Einstieg in den stationären Handel ist, verwundert durchaus. Denn die deutschen Kunden zeigen sich durchaus Amazon-affin. Eine Hürde könnte allerdings sein, dass die Deutschen eher mit Skepsis an neue Technologien herangehen. Sei es nun die Bezahlung mit dem Smartphone, die Online-Bestellung von Lebensmitteln oder digitale Services wie Uber – während solche Angebote in anderen Märkten bereits zum Standard gehören, zieren sich die Deutschen eher noch.

Ob Amazon diese durchaus schwierige Eigenschaft der deutschen Kunden berücksichtigt und deshalb zögert? Können kassenlose Supermärkte oder Geschäfte, in denen man nur Online-Bestellungen vornehmen kann, in Deutschland überhaupt funktionieren? Fakt ist: Amazon scheint durchaus zu zögern, denn am fehlenden Kapital dürfte ein Einstieg auf den stationären Deutschland-Markt eher nicht scheitern.

Man darf damit rechnen, dass Amazon über kurz oder lang mit hauseigenen Filialen in Deutschland aufschlägt. Die Frage ist nur, wann.

/ Geschrieben von Tina Plewinski

Kommentare

#1 Julian 2020-01-08 07:44
Und an Supermarktkette n, die zum Verkauf stehen mangelt es auch gerade nicht, eigentlich stehen seit Jahren alle Zeichen auf Amazon, aber man traut sich nicht ran, nicht mal an die Rosinen.

Dabei könnte Amazon diese Supermärkte mit Mehrwerten vollpumpen und dadurch insgesamt wieder profitabel ausrichten.
Die Standorte sind jedenfalls gut gelegen und hätten die optimale Möglichkeit auch offline-Kunden zu Amazon-Kunden zu machen.



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