Amazon will mit Rekord-Serien, aber auch regionalen Produktionen und mehr Vielfalt auch die Film-Welt erobern – ein Blick hinter die Kulissen von Amazon Studios.

Marvellous Mrs Maisel Behind the Scenes
© Amazon

Filmfan Jeff Bezos ist nicht von dieser Welt

Schon Jeff Bezos’ Auftritt als Außerirdischer ohne Text im Hollywood-Blockbuster „Star Trek Beyond“ hat gezeigt, dass der Amazon-Chef auch Filmfan ist. Zuletzt sorgte der Kauf des berühmten Hollywood-Filmstudios MGM (Metro-Goldwyn-Mayer) für Furore. Klar ist: Film bewegt seit jeher die Massen und verspricht jede Menge Bares – das dürfte im Jahr 2010 den Startschuss für Amazons Gründung einer eigenen Filmproduktionsgesellschaft gegeben haben. Allerdings wurden zunächst Serien produziert, erst seit 2015 auch Filme, die „Amazon Original Movies“.

Mit „Chi-Raq“ kam dann im Dezember 2015 der erste von Amazon produzierte Film in die US-Kinos. Der Titel spielt schon auf die Handlung an: „Chi-Raq“ bezieht sich auf Chicago und den Irak bzw. den einstigen Krieg dort, der Film dreht sich um den Kampf von Straßengangs, bei dem die Frauen der Gangmitglieder versuchen, Frieden zu stiften, indem sie ihren gewalttätigen Männern Sex verweigern – eine Anspielung auf die griechische Komödie „Lysistrata“.

Die besten Filme und Serien bei Amazon Prime Video

Seitdem hat sich viel getan. Amazon Studios hat jede Menge erfolgreiche Serien und Filme produziert, die exklusiv auf der eigenen Streaming-Plattform Prime Video laufen: „Tom Clancy’s Jack Ryan“, „The Marvelous Mrs. Maisel“, „The Boys“ oder „Fleabag“, für Deutschland wurde zuletzt die Serien-Verfilmung von „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ abgeschlossen. Bei Prime Video in Deutschland ist die erste Staffel der Comedy-Show „LOL: Last One Laughing“ bisher der am meisten gestreamte Titel, die 2. Staffel wird bald starten.

Zu den beliebtesten Amazon-Original-Filmen bei Prime Video weltweit gehört „Der Prinz aus Zamunda 2“, wie Amazon auf Nachfrage mitteilt. Bei den Kritikern fand der Streifen jedoch wenig Anklang. Mit „One Night Off“ ist derzeit der erste Amazon-Film in Deutschland in der Mache, gedreht wird in und um Köln.

„Manchester by the Sea“ bekommt 2017 die ersten Streaming-Oscars

Einen ersten filmischen Meilenstein setzte Amazon dann 2017: Zum ersten Mal erhielt ein Streaming-Anbieter einen Oscar. „Manchester by the Sea“ ergatterte den Filmpreis in den Kategorien Bestes Drehbuch und Bester Darsteller – allerdings hat Amazon den Film nicht selbst produziert, sondern sich nur die US-Aufführungsrechte gesichert. Bei den jüngsten Oscars 2021 hingegen stach der aufstrebende Konkurrenten Netflix Amazon aus: Netflix erhielt fünf Oscars bei 35 Nominierungen, Amazon nur zwei („Sound of Metal“) von zwölf.   

 

 

Apropos Meilenstein: Derzeit laufen bei Amazon Studios in Neuseeland die Dreharbeiten zu der wohl meist erwarteten Serie dieser Tage – „Herr der Ringe“. Die erste Staffel soll noch bis Ende 2021 starten und hat bereits rekordverdächtige 465 Millionen US-Dollar gekostet – die teuerste Serie aller Zeiten. Die Serie soll über fünf Staffeln mit je acht bis zehn Episoden laufen. 

Rekord-Serie „Herr der Ringe“ bitte ohne Sex

Allerdings gibt es nicht nur blanke Vorfreude, sondern auch Kritik an zu viel blanker Haut: Fans haben eine Petition gegen die erwarteten Sex-Szenen gestartet. Über genaue Inhalte schweigt man bei Amazon, bekannt ist aber, dass die Serienhandlung Tausende von Jahren vor J.R.R. Tolkiens Büchern und den Filmen „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“ spielt. Fans rätseln darüber, welche bekannten Charaktere auch da schon auftauchen könnten – immerhin sind Elben ja unsterblich.

Generell fokussiert Amazon Studios sich darauf, Inhalte für seine Streaming-Plattform zu erschaffen, die Kunden auf der ganzen Welt ansprechen. Zurzeit produziert Amazon Studios auch lokale Original-Serien in 15 Ländern außerhalb der USA: UK, Deutschland, Japan, Frankreich, Italien, Spanien, Niederlande, Australien, Kanada, Indien, Mexiko, Brasilien, Argentinien, Kolumbien und Chile, weitere sollen dazukommen. Außerdem hat Amazon Studios zuletzt Kooperationen u.a. mit Michael B. Jordan, Lizzo, Riz Ahmed und Margot Robbie („The Wolf of Wall Street“) geschlossen.

Amazon befindet sich dabei stets im Ringen mit dem großen Streaming-Konkurrenten Netflix sowie den neueren Herausforderern Disney+ und Apple TV+. „Was Amazon Studios von anderen Streamern wirklich unterscheidet ist, dass wir ein Zuhause für kuratierte Formate sind. Wir arbeiten leidenschaftlich gerne mit neuen und etablierten Talenten zusammen, um unserem globalen Publikum jedes Mal etwas ganz Besonderes zu bieten, wenn wir eine Original-Serie oder einen Film starten. Jede Kampagne hat einen sehr persönlichen und einzigartigen Ansatz, wir sehen nie zwei Formate gleich“, erklärt Jennifer Salke, Leiterin der Amazon Studios.

Amazon Studios startet Richtlinie für mehr Vielfalt und Gleichberechtigung

Die weltweite Ausrichtung und der Einsatz für Vielfalt zeigt sich auch in der gerade erst veröffentlichten Inklusionsrichtlinie von Amazon Studios: So sollen künftig etwa in größeren Teams aus Regisseuren, Autoren und Produzenten idealerweise mindestens 30 Prozent Frauen und 30 Prozent Mitglieder einer unterrepräsentierten ethnischen Gruppe sein. Bis 2024 soll es sogar die Hälfte werden.

Außerdem soll künftig beim Casting der Schauspieler darauf geachtet werden, dass deren Identität (Geschlecht, Geschlechtsidentität, Nationalität, ethnische Zugehörigkeit, sexuelle Orientierung, Behinderung) mit der Figur übereinstimmt, die sie spielen werden. Das Problem des sogenannten „Whitewashings“ in Hollywood ist altbekannt: Weiße Schauspieler übernehmen Charaktere und Rollen einer anderen Ethnie oder Hautfarbe. Das führte etwa auch zu Kritik an der Neuverfilmung des Mangas „Ghost in the Shell“ (2017), in dem die weiße Scarlett Johansson die Rolle der japanischen Figur Motoko Kusanagi übernahm.

„Wir wissen, wie viel Arbeit es zu tun gibt, um die Repräsentation vor und hinter den Kulissen zu verbessern, und das beginnt bei uns zu Hause. Mit klaren Richtlinien und einem Bekenntnis zur Verantwortlichkeit bieten diese Leitfäden einen Weg zu einer gerechteren Zukunft, sowohl vor als auch hinter der Kamera“, sagt Jennifer Salke.

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Geschrieben von Markus Gärtner




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