Die Stiftung Warentest zeigt in einer Recherche, wie einfach Online-Händler auf Amazon gefälschte Produktbewertungen kaufen können und worauf Kunden achten sollten, um echte Rezensionen zu finden.

Kundenbewertungen
Olivier Le Moal / shutterstock.com

Die Stiftung Warentest hat das Geschäft mit gekauften Kundenbewertungen im Web untersucht und sich dafür sowohl als Fake-Rezensionen-Schreiber ausgegeben als auch den Kauf solcher geschönter Bewertungen in Auftrag gegeben. Ergebnis: Online-Käufer sollten genau hinsehen, denn das Geschäft mit solchen Fake-Bewertungen ist einfach, floriert und schadet Kunden und Marktplätzen wie Amazon, wie die Verbraucherorganisation bekannt gibt.

Agenturen fordern 4-oder 5-Sterne-Bewertungen

Stiftung Warentest hat sieben verschiedene Agenturen, die generell Bewertungen anbieten, getestet und die Produkte zum Teil bewusst eher mittelgut bewertet. Das wenig überraschende Ergebnis: Fünf von sieben Agenturen verlangten von den Verfassern eine Aufhübschung der Rezension – so sollten die Fake-Tester etwa mindestens vier oder fünf Sterne vergeben. Das sollte jedoch vorhersehbar sein, denn wenn ein Online-Händler schon Bewertungen in Auftrag gibt, will er für sein Geld sicher keine (gefälschten) Negativ-Rezensionen.

Fake-Tester erhalten 1 Cent pro gefälschter Bewertung

Abenteuerlich sind die Details und Bedingungen: Die Tester bekamen teils nur ein Foto des zu bewertenden Produkts zu sehen oder sollten sich die entsprechenden Artikel einfach vorstellen. Kauften die Test-Fake-Bewerter ein Produkt wirklich über das eigene Amazon-Konto, wurde der Preis von der Agentur erstattet. Das zusätzliche Problem hierbei: Amazon zählt diese Einkäufe logischerweise als „verifizierten Kauf“ – die Fake-Rezension scheint dadurch noch echter. Für ihre Arbeit erhalten die gekauften Produkttester gerade mal einen US-Cent pro Auftrag oder dürfen die bestellte Ware behalten bzw. günstiger kaufen, ergab die Warentest-Recherche.

Stiftung Warentest hat über einen Online-Händler auch selbst solche Fake-Bewertungen für ein Google-Profil in Auftrag gegeben. So gab es etwa zehn Bewertungen für 99 Euro, „die erschreckend echt klangen“, wie die Tester der Stiftung feststellten. Die zuständigen Agenturen seien leicht im Web zu finden. 

Immer wieder gibt es Berichte und Studien, die auf das Problem gefälschter Bewertungen, unter anderem bei Amazon, hinweisen, wie etwa jüngst auch eine Analyse von Mydealz. Amazon kämpft seit Jahren dagegen an, testet immer wieder neue Bewertungsmethoden und verklagt sowohl Händler, die solche Bewertungen in Auftrag geben, als auch die Portale selbst. Doch das ist dem deutschen Bundeskartellamt noch zu wenig: Die Behörde fordert aktuell, dass Online-Plattformen und -Marktplätze schärfer gegen Fake-Bewertungen vorgehen müssen, wie OnlinehaendlerNews berichtet.

So erkennen Sie gefälschte Kundenbewertungen bei Amazon und Co.

Die Stiftung Warentest gibt Hinweise, worauf Online-Kunden achten sollten, wenn sie Produktbewertungen vor dem Kauf lesen:

 

  • Lesen Sie lieber die negativen Kritiken und suchen Sie nach Übereinstimmungen.

  • Das Profil des Rezensenten überprüfen: „Wer immer fünf Sterne vergibt oder in einer Woche zehn Handys bewertet, ist sehr wahrscheinlich kein normaler Verbraucher“.

Update: Amazon verweist auf eigene Strategien, um Missbrauch zu verhindern

Amazon hat sich mittlerweile zum Thema geäußert. Über eine Sprecherin ließ das Unternehmen Folgendes verlauten:

„Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass Kunden authentische und relevante Bewertungen vorfinden, damit sie besser informierte Kaufentscheidungen treffen können. Dafür setzen wir leistungsstarke Programme des maschinellen Lernens und erfahrene Prüfteams ein, um wöchentlich mehr als 10 Millionen Rezensionen zu analysieren.

Ziel ist es, missbräuchliche Bewertungen zu unterbinden, bevor sie überhaupt veröffentlicht werden. Amazon akzeptiert ausnahmslos nur authentische Bewertungen – wir entfernen gefälschte Rezensionen und gehen gegen alle an dem Missbrauch Beteiligten vor. Dies reicht von einer vorübergehenden Sperre bis hin zu einem Gerichtsverfahren. Besonders rigoros gehen wir in Deutschland gegen Unternehmen vor, die gefälschte Rezensionen verkaufen.

So haben wir beispielsweise rund ein Dutzend einstweilige Verfügungen gegen solche Anbieter erwirkt. Dieser Erfolg wird auch durch Entscheidungen der Oberlandesgerichte in Frankfurt und Hamburg bestätigt, die für den gesamten Online-Handel von grundlegender Bedeutung sein werden. Wir arbeiten weiter mit vollem Einsatz daran, die Echtheit von Kundenbewertungen zu schützen.

Wir raten Kunden, die an der Glaubwürdigkeit der auf einem Produkt hinterlassenen Rezensionen zweifeln, den Link "Missbrauch melden" zu klicken, der unterhalb jeder Rezension verfügbar ist. Auf diese Weise können wir nachforschen und notwendige Maßnahmen ergreifen.“

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Geschrieben von Markus Gärtner

Kommentare

#3 Zwingmann 2020-06-30 15:36
Amazon hilft doch noch dazu
#2 Fjörn 2020-06-25 10:54
@cdg reviewmeta ist der größte Schrott den es gibt, der "Algorithmus" beruht auf Schlagworten und auf Bewertungen pro Tag/Woche ohne die Verkaufszahlen zu wissen.

Zum Artikel: "Lesen Sie lieber die negativen Kritiken und suchen Sie nach Übereinstimmung en"
#1 cdg 2020-06-24 16:43
reviewmeta.com .... UND nicht aber auch NICHTS glauben, den Dreck zuruecksenden!



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