Jeff Bezos ist in zwei Wochen um zehn Milliarden US-Dollar reicher geworden. Amazon profitiert wie kaum ein Unternehmen von der Corona-Krise – das breite Angebot des Konzerns zahlt sich aus.

Jeff Bezos
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Im Zuge des Coronavirus steuert die Weltwirtschaft auf eine historische Krise zu. Selbstständige, kleine und mittelständische Unternehmen kämpfen um ihre Existenz, Mega-Konzerne mit erheblichen Umsatz- und Gewinn-Einbrüchen. Die Apple-Aktie etwa hat 30 Prozent an Wert verloren, Microsoft fast genauso viel. Ob nun Lieferengpässe aus China oder ausbleibende Käufe – die Krise nagt an der Marktkapitalisierung. Für einen US-Riesen gilt das allerdings nicht: Amazon wird reicher und reicher.

Dabei schlingerte auch Amazon noch im Februar in die Krise. Im vergangenen Monat verlor Jeff Bezos rund 18 Milliarden US-Dollar aufgrund der Corona-Unsicherheit. Seit sich aber quasi die ganze Welt im kollektiven Lockdown befindet, geht es für Bezos und seinen Konzern steil nach oben. Die ohnehin stets steigenden Zahlen, die das Handelsblatt an dieser Stelle sehr ausführlich analysiert, bekommen seit etwa zwei Wochen einen enormen Zusatz-Boost. Binnen zehn Tagen hat Amazon über 100 Milliarden US-Dollar an Wert zugelegt, Jeff Bezos allein ist um über zehn Milliarden Dollar reicher geworden. Solange die Krise anhält, dürfte sich an der schnellen Entwicklung auch nicht viel ändern, denn Amazon bedient gleich mehrere Grundbedürfnisse in Personalunion.

Amazons Vorteile in der Coronakrise: Cloud, Marktplatz, Streaming

Die Erklärung für das massive Wachstum ist denn auch denkbar einfach. Derzeit zahlt sich aus, dass der Konzern sein Portfolio seit Jahren ausbaut. Der stärkste Umsatztreiber ist schon seit einiger Zeit die Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS). Da das Homeoffice das Büro bei vielen Unternehmen vorerst abgelöst hat, Firmen aber den Austausch – auch von Daten – benötigen, zieht AWS derzeit noch weiter an.

Noch stärker profitiert Amazon von seinem ursprünglichen Kerngeschäft: Geschäfte sind geschlossen, die Menschen kaufen online ein – und immer mehr auch Produkte für den täglichen Gebrauch. Der Online-Handel mit Lebensmitteln erhält in der Krise seine Bewährungsprobe. Für Amazon funktioniert dies gleichsam als Jobmotor. Um das erhöhte Bestellaufkommen zu stemmen, sucht Amazon 100.000 Mitarbeiter für die Logistik. Selbst der aktuell eingeschränkte Prime-Service – Prime-Kunden müssen derzeit teilweise lange auf Lieferungen warten – tut dem Wachstum keinen Abbruch.

Kostenlose Serien – So punktet Amazon mit seinem Unterhaltungsangebot

Und zu guter Letzt sorgt der Konzern auch für Zerstreuung: Das Video-Streaming über Prime Video ist die dritte Erfolgssäule des derzeitigen Wachstums. Wenn die Menschen zu Hause bleiben müssen, dann beschäftigen sie sich mit Serien und Filmen. Darüber hinaus zeigt sich Amazon an dieser Stelle auch clever und lockt Kunden für die Zukunft. Zusammen mit der Unternehmenstochter Audible bietet der Konzern viele Inhalte kostenlos an – auch für Nicht-Prime-Kunden. Die in Zukunft aber potenziell zu zahlenden Kunden werden könnten.

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Geschrieben von Christoph Pech




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