Amazon verärgert den New Yorker Bürgermeister sowie einige Berliner und überrascht mit neuen Ideen wie der Paketabholung im Bus  – unsere Themen des Monats.

Februar
Alexander Limbach / shutterstock.com

Man kann es nie allen recht machen – diese Platitüde wurde für Amazon bei der Entscheidung für oder gegen das neue Hauptquartier in New York spürbar. Nach dem massiven Widerstand aus Bevölkerung und Politik gegen die Ansiedlung gab Jeff Bezos den Big Apple auf und zog sich zurück. Prompt rief auch diese Reaktion wieder neue Kritik hervor: Der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio beklagte sich, dass sich der Konzern wegen etwas Gegenwind aus dem Staub macht. Noch heftigere Ablehnung gab es in Deutschland: In Berlin griffen Unbekannte das Amazon-Büro an, außerdem wurden Transporter des Unternehmens angezündet. Die Gründe sind hier noch unklar, die Polizei vermutet jedoch eine politisch motivierte Tat. Kritik gab es auch an einer dreist anmutenden neuen Werbemethode von Amazon: Das Unternehmen setzt dem suchenden Nutzer auf der Seite seine Eigenmarken prominent vor die Nase – direkt nach dem Klick auf eine Anzeige eines externen Händlers. 

Sortiment: Die Angst vor Amazons Eigenmarken

Amazons Eigenmarken sind ja sowieso ein ganz eigenes Feld, wie wir analysiert haben. Immer mehr Produkte aus der Amazon-Schmiede schleichen sich ins Sortiment, zuletzt – und zuerst vom Amazon Watchblog entdeckt – eigene Möbelmarken. Dass neue Konkurrenz alteingesessene Anbieter ärgert, ist klar. Und das betrifft nun sogar Versicherungen – denn auch in dieser Branche könnte Amazon einiges durcheinanderwirbeln, zeigt eine Studie der Landesbank Baden Württemberg. Würde Amazon etwa selbst als Vermittler zwischen Anbieter und Kunde auftreten, wäre das Geschäftsmodell der Versicherungen in Gefahr. In den USA arbeitet Amazon immerhin schon an einer eigenen Krankenversicherung und will so Kasse machen.

Entwicklungen: Amazon feilt an Smart Home und autonomen Autos

Ganz ohne Kasse geht es in Amazons Go-Supermärkten zu. Der erste Amazon Go außerhalb der USA könnte bald in London öffnen. Auch in anderen Bereichen weitet Amazon sein Imperium aus. Mit dem Kauf des Unternehmens Eero will Amazon am Smart Home der Zukunft mitbauen, dabei dürfte die digitale Assistentin Alexa wohl die entscheidende Rolle spielen. Neben Smart Home darf auch Smart Car nicht fehlen: Amazon investiert in das StartUp Aurora, das an autonomen Fahrzeugen arbeitet. Möglicherweise liefern in Zukunft dann selbständig fahrende Autos Amazons Pakete aus.

Logistik: Der Bus als Abholstation der Zukunft

Bis es soweit ist, feilt Amazon aber auch weiter an kreativen Möglichkeiten der Versandzustellung. So könnten die Empfänger ihre Lieferung auch einfach im Bus auf dem Weg zur Arbeit abholen – so sieht es zumindest ein von Amazon angemeldetes Patent vor. Diese Idee Amazons ist noch Zukunftsmusik, ganz real ist hingegen das neu gestartete Live Tracking in Deutschland. Kunden, deren Pakete mit Amazon Logistics kommen, können auf der Amazon-App den Weg ihrer Ware in Echtzeit erkennen. In der Logistik gab es jedoch auch eine traurige Nachricht: Ein Frachtflugzeug von Amazon Prime ist in Texas abgestürzt, drei Menschen starben. 

Marktplatz: Amazon muss Fehler eingestehen

Selbstkritik war noch nie Amazons Sache, dieses Mal war es jedoch nötig, denn die amerikanischen Börsenaufsicht SEC verlangte einen Blick hinter die Konzernkulissen. Und siehe da: Amazon musste unter anderem „betrügerische oder rechtswidrige Aktivitäten von Verkäufern“ eingestehen. Auch vor Gericht gab es einen Rückschlag: Das OLG München hat Amazons CheckOut-Verfahren beim Online-Einkauf für rechtswidrig erklärt, der Konzern muss hier nachbessern. In diesem Fall liegt das Problem aber vor allem an einer veralteten Gesetzgebung, die mit der Dynamik der Branche nicht mithalten kann, meint unsere Juristin Sandra May in ihrem Kommentar. Teleshopping ist eigentlich auch aus der Mode, trotzdem versucht Amazon auf seinem Marktplatz ein Revival und bietet Händlern die Chance, sich in Live-Videos zu präsentieren. Wer noch bessere Darsteller sehen will, sollte dieser Tage die Augen aufhalten: In der „Popcorn-Woche“ finden sich auf dem Marktplatz allerlei Schnäppchen aus den Bereichen Film, DVD, TV-Geräte und Heimkino.

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Geschrieben von Markus Gärtner




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